Serge Haroche

Serge Haroche

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Serge Haroche (2012).

Serge Haroche (* 11. September 1944 in Casablanca) ist ein französischer Physiker und Nobelpreisträger, bekannt für Experimente zu den Grundlagen der Quantenmechanik.

Lebenslauf

Serge Haroche nach seiner Nobelvorlesung

Haroche wurde in einer jüdischen Familie geboren.[1] Sein Vater war Rechtsanwalt marokkanisch-jüdischer Abstammung, und seine Mutter war Lehrerin russisch-jüdischer Abstammung[2]. Die Familie verließ Marokko 1956, als das französische Protektorat über das Land zu Ende ging, und emigrierte nach Frankreich.

Haroche studierte von 1963 bis 1967 Physik an der École normale supérieure und der Faculté des Sciences der Universität Paris. 1967 wurde er promoviert (Doctorat de 3e cycle) und 1971 erhielt er sein zweites Doktorat (im damaligen zweistufigen französischen System Doctorat ès sciences physiques). Sein Doktorvater war der spätere Nobelpreisträger Claude Cohen-Tannoudji. 1967 wurde er Professeur Agrégé für Physik und gleichzeitig Attaché de Recherche des CNRS; dort wurde er 1971 zum Chargé de Recherche und 1973 zum Maître de Recherche befördert. Ab 1973 war er außerdem Maître de conférence der École polytechnique und ab 1974 Professor an der Universität Paris VI (Pierre et Marie Curie), was er bis 2001 blieb. 1991 wurde er Seniormitglied des Institut universitaire de France, was 1996 um weitere fünf Jahre verlängert wurde.

Seit 2001 ist er Professor am Collège de France und Inhaber des Lehrstuhls für Quantenphysik. Er war unter anderem Gastprofessor an der Yale University (1983 bis 1993), dem Massachusetts Institute of Technology, der Harvard University (1981), Stanford University, der staatlichen Universität in Rio de Janeiro und leitete fünf Jahre lang die Physikfakultät der École normale supérieure (ENS). Er leitet die Gruppe für Elektrodynamik einfacher Systeme am Laboratoire Kastler Brossel (LKB), das von der ENS, der Universität Paris VI und der CNRS getragen wird.

Am 9. Oktober 2012 wurde ihm zusammen mit dem Amerikaner David Wineland der Physik-Nobelpreis für die Forschung der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie zugesprochen.

Werk

Haroche ist bekannt für die experimentelle Beobachtung der Dekohärenz in der Quantenmechanik. Dies gelang ihm mit Kollegen an der École normale supérieure in Paris 1996. Es kann als eine experimentelle Realisierung des Gedankenexperiments von Schrödingers Katze aufgefasst werden und zeigt die Ausbildung makroskopisch unterscheidbarer „klassischer“ Zustände aus quantenmechanischen Überlagerungszuständen.

Für seine Experimente untersuchte er Atome (bzw. ein einzelnes Atom) in kleinen Hohlräumen mit fast perfekt reflektierenden Wänden, wo die Wechselwirkung des Atoms mit nur wenigen Photonen unter kontrollierten Bedingungen beobachtet werden konnte, was die Überprüfung fundamentaler Gesetze der Quantenmechanik ermöglichte (Hohlraum-Quantenelektrodynamik, Cavity Quantum Electrodynamics)[3]

Er untersucht auch die Anwendung dieser Systeme in der Quanteninformationstheorie.

Publikationen (Auswahl)

  • mit Jean-Michel Raimond: Exploring the Quantum - Atoms, Cavities and Photons. Oxford University Press, September 2006, ISBN 978-0-19-850914-1.
  • mit M. Brune, E. Hagley, J. Dreyer, X. Maître, A. Maali, C. Wunderlich, J. M. Raimond: Observing the Progressive Decoherence of the “Meter” in a Quantum Measurement. In: Physical Review Letters. Band 77, Nr. 24, 9. Dezember 1996, S. 4887–4890, doi:10.1103/PhysRevLett.77.4887.
  • mit Jean-Michel Raimond: Cavity Quantum Electrodynamics. In: Scientific American. Band 268, Nr. 4, April 1993, S. 54–62, doi:10.1038/scientificamerican0493-54.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Weblinks

Commons: Serge Haroche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. French Jew wins 2012 Nobel Prize in Physics along with American colleague. European Jewish Press. 9. Oktober 2012. Abgerufen am 12. Januar 2013.
  2. Jean-Louis Beaucarnot: Origines et généalogie de Serge Haroche, prix Nobel de physique. La Revue française de Généalogie. 9. Oktober 2012. Abgerufen am 12. Januar 2013.
  3. CNRS 2009 zum Erhalt ihrer Goldmedaille
  4. zusammen mit David Wineland. Beiden war es gelungen Lichtteilchen bzw. Ionen zu fixieren und sie mit Atomen zu beschießen

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