Einsteins Äquivalenzprinzip besteht einen echten Quantentest

Einsteins Äquivalenzprinzip besteht einen echten Quantentest


Einsteins Äquivalenzprinzip ist für das Verständnis der Gravitation und der relativistischen Raumzeit von fundamentaler Bedeutung. Aus ihm folgt, dass unter dem Einfluss der Gravitation alle Körper in derselben Art und Weise fallen – sei es eine Vogelfeder oder ein Felsblock. Bis jetzt war dieses Prinzip nur für Systeme getestet worden, deren Gesamtmasse sich in einem klassischen Zustand befindet. Caslav Brukner von der Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften stellte als Teil einer internationalen Kooperation das Einsteinsche Äquivalenzprinzip erstmals für Atome auf die Probe, deren Gesamtmasse in einer Quantensuperposition überlagert war.

In einem sagenumwobenen Versuch ließ der italienische Wissenschaftler Galileo Galilei im 16. Jahrhundert angeblich Kugeln unterschiedlicher Masse vom Schiefen Turm von Pisa fallen. Damit soll er gezeigt haben, dass unter dem Einfluss der Gravitation verschiedene Körper mit derselben Beschleunigung fallen. Die Weiterentwicklung der Kernidee des Galileischen Versuchs durch Albert Einstein, Einsteins Äquivalenzprinzip, führte zur Entstehung einer der Grundsäulen moderner Naturwissenschaft, der Relativitätstheorie.


Die ForscherInnen bestätigten die Gültigkeit des Äquivalenzprinzips mit einer relativen Genauigkeit von einigen Milliardstel.

Publikation:


G. Rosi, G. D'Amico, L. Cacciapuoti, F. Sorrentino, M. Prevedelli, M. Zych, C. Brukner, G. M. Tino
Quantum test of the equivalence principle for atoms in superpositions of internal energy eigenstates
Nature Communications 2017

DOI: 10.1038/NCOMMS15529



Nun hat ein internationales Team um Guglielmo Tino (Universität Florenz und INFN) ein Experiment realisiert, das als Quantenanalog des legendären Galileischen Tests betrachtet werden kann. Mit der Expertise von theoretischen Physikerinnen und Physiker der Universität Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Queensland konnten Forscherinnen und Forscher der Universitäten Florenz und Bologna und der Europäischen Raumfahrtsbehörde ESA Aspekte der Relativitätstheorie und der Quantenphysik kombinieren, und so ein Schema zur Messung des Einsteinschen Äquivalenzprinzip für ein Quantensystem entwickeln und im Experiment testen.

Ein Quantenlabor ersetzt den Schiefen Turm von Pisa

In der klassischen Physik beschreibt die berühmte relativistische Formel E=mc2, wie die Gesamtmasse eines Systems von seiner Energie abhängt. Im Gegensatz zur klassischen Theorie muss in der Quantentheorie ein System jedoch nicht immer eine bestimmte Energie haben. Es kann gleichzeitig zwei oder mehrere unterschiedliche Energiezustände in einer sogenannten Quantensuperposition einnehmen. Ein Quantensystem kann daher verschiedene Masse-Energien in Superposition aufweisen.

Im aktuellen Versuch maßen die Forscherinnen und Forscher die durch die Gravitation verursachte Beschleunigung von Rubidium-Atomen. Diese waren von den Forscherinnen und Forschern in Quantensuperpositionen von verschiedenen inneren Energien gebracht und mittels Laserlicht auf außerordentlich niedrige Temperaturen nahe dem Absoluten Nullpunkt gekühlt worden.

Um ihre Messungen durchzuführen, verwendeten die Forschenden ein neues Schema, das in der Gruppe in Florenz entwickelt wurde und auf einem Braggschen Atominterferometer beruht. Das Experiment bestätigte die Gültigkeit des Äquivalenzprinzips für Quantensuperpositionen mit einer relativen Genauigkeit von einigen Milliardstel.

"Das Experiment zeigt, dass die Körper, die keine wohl definierte Masse-Energie haben, in derselben Art und Weise fallen, wie jene mit einer bestimmten Masse-Energie. Damit ist die Gültigkeit des Einsteinschen Äquivalenzprinzips im Bereich der Quantenphysik überprüft", fasst Caslav Brukner, Co-Autor der Publikation, zusammen.

Mögliche Anwendungen

Das im Experiment umgesetzte Schema kann zur Entwicklung neuer Sensoren mit vielfältigen Anwendungen führen: in der Geodäsie, in Studien über Vulkanausbrüche und Erdbeben, bei der Suche nach Mineralvorkommen, in der Trägheitsnavigation sowie bei Präzisionsmessungen von Zeit, Frequenzen, Beschleunigungen und Rotationen, um die grundlegenden Gesetze der Physik auf der Erde und im Weltall zu testen.


Diese Newsmeldung wurde mit Material idw erstellt


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