Heinz Haber

Heinz Haber

Version vom 2. November 2017, 07:50 Uhr von imported>Olfd (→‎Veröffentlichungen (Auswahl): 1956 mit DNB erweitert.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Heinz Haber links im Bild, im Gespräch mit Wernher von Braun (1954)
Elternhaus der Weltraumpioniere Fritz und Heinz Haber in Mannheim, Bassermannstrasse 55, am Unteren Luisenpark gelegen, Aufnahme aus dem Jahr 2010

Heinz Haber (* 15. Mai 1913 in Mannheim; † 13. Februar 1990 in Hamburg) war ein deutscher Physiker, Schriftsteller und Fernsehmoderator.

Leben

Heinz Haber wurde 1913 als Sohn des deutschen Fabrikdirektors Karl Haber, Süddeutsche Zucker AG, heute Südzucker, geboren und ist der jüngere Bruder des Raumfahrtingenieurs Fritz Haber.

Heinz Haber studierte seit 1932 in Leipzig, Heidelberg und Berlin, wo er 1939 in Physik promovierte. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges diente er in der Luftwaffe, kehrte aber 1942 nach einer Verwundung an das Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische und Elektrochemie[1] (das heutige Fritz-Haber-Institut) zurück. 1944 habilitierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität mit einer Arbeit über den Torus, ein mathematisches Objekt aus der Topologie. Nach 1945 lehrte er als Dozent in Heidelberg.

Ende des Zweiten Weltkrieges wurden mit der Operation Overcast deutsche Wissenschaftler und Techniker mit ihrem Wissen und Können rekrutiert. Darauf erfolgte 1946 die Verlegung dieser Kriegsgefangenen, im Rahmen der Operation Paperclip, in die USA. Dort arbeitete Heinz Haber bis 1952 an der Schule für Luftfahrtmedizin auf der Randolph Air Force Base, Texas. Unter der Leitung von Hubertus Strughold wurde hier 1948 die Flug- und Raumfahrtmedizin begründet, unter Beteiligung weiterer deutscher Wissenschaftler, darunter auch sein Bruder Fritz. Sie arbeiteten als Berater für Litton Industries, die im Auftrag der US-Luftwaffe eine Unterdruckkammer zur Simulation von Weltraumbedingungen und den ersten Weltraumanzug entwickelte. Die theoretischen Grundlagen für den Parabelflug zur Erzeugung von Schwerelosigkeit stammen ebenfalls aus ihrer Feder.

1950 wurde Heinz Haber Assistenzprofessor an der Air University, wechselte zwei Jahre später als assoziierter Physiker zur University of California, Los Angeles (UCLA) an das Institute of Transportation and Traffic Engineering und 1956 als „Chief Science Consultant“ zu Walt Disney. Haber moderierte den Fernseh-Dokumentarfilm Our friend the atom (Unser Freund das Atom), der 1956 auf Wunsch der US-Regierung von Disney produziert und in der Fernsehreihe Disneyland ausgestrahlt wurde, um das Image der Atomenergie zu verbessern. Er schrieb auch das gleichnamige Buch zum Film, das mit Disney-Bildern illustriert wurde. Habers anschauliche Darstellung des Verlaufs einer nuklearen Kettenreaktion mit Hilfe von Mausefallen und Tischtennisbällen wurde zu einem häufig nachgeahmten „Klassiker“.

Auf einer Geschäftsreise nach Deutschland lernte er Ende der 1950er Jahre seine zweite Ehefrau Irmgard Koch kennen. Kurz danach kehrte er nach Europa zurück und ließ sich in Seefeld in Tirol nieder.[2] Seit 1958 arbeitete Haber als Wissenschaftspublizist für die ARD und produzierte mehr als 350 Fernsehbeiträge. In den 1960er und 1970er Jahren war Haber für das deutsche Fernsehen tätig und produzierte verschiedene populärwissenschaftliche Fernsehreihen, darunter Professor Haber experimentiert, Das Mathematische Kabinett, Unser blauer Planet, Stirbt unser blauer Planet?, Professor Haber berichtet, Was sucht der Mensch im Weltraum (13 Folgen, 1968) und Was ist was mit Professor Haber. Neben seiner Tätigkeit als „Fernseh-Professor“ verfasste Haber 30 Sachbücher zu naturwissenschaftlichen Themen, davon etliche Bestseller. Er war Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift Bild der Wissenschaft und Herausgeber der Wissenschaftszeitschrift X-Magazin. Zudem hatte er mit Eine Frage, Herr Professor eine regelmäßige Kolumne in der Fernsehzeitschrift Hörzu, in der er in angemessener Kürze eine spezielle wissenschaftliche Frage behandelte.

Aus Heinz Habers erster Ehe gingen zwei Kinder hervor, aus der zweiten Ehe ein Sohn. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Blankenese (Hamburg). Sein Archiv vermachte er dem Stadtarchiv Mannheim.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1965 Adolf-Grimme-Preis mit Bronze
  • 1965 Goldene Kamera
  • 1967 Besondere Ehrung beim Adolf-Grimme-Preis
  • 1972 Bloomaulorden

In Mannheim-Lindenhof wurde unweit des Hauptbahnhofes eine Straße nach Heinz Haber benannt.

Fernsehsendungen

Haber hatte eine 13-teilige Sendereihe mit dem Titel Was sucht der Mensch im Weltraum? moderiert. Sie wurde erstmals im Jahre 1968 im ARD-Abendprogramm ausgestrahlt und vermittelte einem breiten Publikum auf einfache Art und Weise die Grundlagen der Weltraumwissenschaften. In den letzten Folgen der Reihe wurde die Frage nach dem Sinn und Nutzen der Weltraumfahrt aufgegriffen. Die letzte Folge gab schließlich einen Ausblick auf die Zukunft der Weltraumforschung.

Die Sendung zeichnete sich besonders durch eine didaktische Herangehensweise an das Thema aus. Komplexe Sachverhalte wurden anhand von Modellversuchen und Trickaufnahmen anschaulich erklärt. Filmaufnahmen von Habers Besuchen in den Raumfahrtzentren und Forschungseinrichtungen der NASA ergänzten die Sendereihe.

Folgende Themen wurden behandelt (jeweils Nummer und die Titel der Folge):

  1. Die alte und die neue Astronomie
  2. Topographie des Raumflugs
  3. Die Natur führt Regie
  4. Vehikel der Weltraumfahrt
  5. Planet Erde
  6. Im Strahlungsfeld der Sonne
  7. Kosmos und Sterne
  8. Unsere Nachbarn im All
  9. Die Erforschung des Mondes
  10. Medizinische Probleme
  11. Menschen ohne Gewicht
  12. Aufwand und Nutzen
  13. Künstliches Wetter und Klima

Die Sendereihe wird seit einigen Jahren regelmäßig im Rahmen der Sendung Space Night im BR-Fernsehen und BR-alpha wiederholt.

Darüber hinaus wurde zwischen 1979 und 1980 in Deutschland erstmals die Sendereihe Professor Haber berichtet ausgestrahlt, welche in 12 Folgen vor allem Kindern und Jugendlichen aber auch Erwachsenen Themen, wie Vulkanismus, Astronomie oder die Eigenschaften des Lichtes näherbringen wollte.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Über den Energieaustausch zwischen Translation und Rotation durch Stöße, Dissertation, Berlin 1939, DNB 570276713.
  • Das Torusgitter, Habilitation, Berlin 1944. Englisch: The torus grating, Journal Opt. Society America, 40, 153–165, 1950.
  • Possible Methods of Producing the Gravity-Free State for Medical Research, Journal of Aviation Medicine 21, 1950, 395, mit Fritz Haber.
  • Where does space begin? Functional concept of the boundaries between atmosphere and space, Jour. of Aviation Medicine 22, 1951, 342, mit H. Strughold, K. Buettner, F. Haber.
  • Safety Hazard of Tinted Automobile Windshields at Night, Journal of the Optical Society of America 45 (1955) 413
  • 1955: Menschen, Raketen und Planeten. 312 S., illustriert, Verlag Blüchert, Stuttgart 1955, DNB 451749243.
  • 1956: Möglichkeiten und Grenzen des bemannten Fluges. Deutsche Ausgabe mit Eitel-Friedrich Gebauer, J. A. Barth, München, 1956, DNB 453859054.
  • 1958: Unser Freund, das Atom. Mit Walt Disney, 164 Seiten, Droemer, München 1958, DNB 451749235.
  • 1959: Lebendiges Weltall. Menschen, Sterne und Atome. 1959.
  • 1965: Unser blauer Planet. Die Entwicklungsgeschichte der Erde. 1965.
  • 1966: Der Stoff der Schöpfung. 1966.
  • 1968: Der offene Himmel. Eine moderne Astronomie. 1968.
  • 1969: Unser Mond. Naturgeschichte und Erforschung des Erdtrabanten. 1969.
  • 1970: Brüder im All. Die Möglichkeit des Lebens auf fremden Welten. 1970.
  • 1971: Unser Wetter. Einführung in die moderne Meteorologie. 1971.
  • 1973: Stirbt unser blauer Planet? Die Naturgeschichte unserer übervölkerten Erde. DVA, München 1973. Rororo-Sachbuch 1975, ISBN 3-49916924X. [3]
  • 1977: Gefangen in Raum und Zeit. Unsere Sinne und die Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft über das Wesen der Schöpfung. 1977.
  • 1978: Eine Frage, Herr Professor. Heinz Haber antwortet seinen Lesern und Zuschauern. 1978.
  • 1981: Die Erde schlägt zu. Ausbruch des Mount St. Helens. Mitwirkung von Irmgard Haber. Ullstein-Verlag 1981, ISBN 3-548345182.
  • 1986: Wenn unser Planet zürnt. Erdbeben und Vulkane. Langen-Müller, 1986. Rowohlt 1988. Ullstein 1993, ISBN 3-548352901. [4]
  • 1989: Eiskeller oder Treibhaus. Zerstören wir unser Klima? Herbig-Verlag, 1989. Ullstein-Sachbuch, 1992, ISBN 3-548348297. [5]

Referenzen

  • Hans-Erhard Lessing: Mannheimer Pioniere. Wellhöfer-Verlag, Mannheim 2007
  • Eintrag in Deutsche Biographische Enzyklopädie
  • Manfred Gross: Sterne, Menschen und Atome. Zum 100. Geburtstag von Heinz Haber Verlagsbüro von Brandt, 2013. Parallel zur Ausstellung ‚Heinz Haber – Von Mannheim zu den Sternen‘ im Planetarium Mannheim von Mai bis Juli 2013 erschienene Broschüre. Erhältlich bei Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim, Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte, Planetarium Mannheim, Freundeskreis Planetarium Mannheim e.V.
  • Regina Umland: Der Fernsehprofessor Heinz Haber 1913–1990. VdS-Journal (Vereinigung der Sternfreunde), Nr. 50, 3/2014, S. 34–36, ISSN 1615-0880

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Richard E. Schneider: Ein (Wieder-)Aufbau unter ungewissen Vorzeichen: Die Gründungsgeschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Beitrag vom 15. August 2011 auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung
  2. Mondgestein in der Hosentasche , wissenschaft.de vom 18. Juni 2013, abgerufen am 22. Juli 2013.
  3. Haber 1973 (Planet) – Vorwort in pdf bei detopia.de – 153 Seiten mit 52 Abbildungen
  4. Erweiterte Neuausgabe des 1981 bei Ullstein erschienenen Taschenbuches „Die Erde schlägt zu“. DNB 861002695
  5. Haber 1989 (Klima) – Vorwort in pdf bei detopia.de – sein letztes Buch, 187 Seiten mit 45 Abbildungen

Die News der letzten Tage