Dalitz-Diagramm: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Jpsidalitzgenevafit.jpg|mini|Ein Dalitz-Plot aus [[Monte-Carlo-Simulation|Monte-Carlo]]-generierten <math>J/\psi \rightarrow \gamma\pi\pi</math>-Zerfällen, unter Verwendung eines ComPWA<ref name="MMICHELPWA"/>-Modells. Optimierte Parameter für verschiedene Resonanzen wurden mit [[Geneva (Software)|Geneva]] bestimmt.|327x327px]]
Das '''Dalitz-Diagramm''' ist ein [[Streudiagramm]], das oft in der [[Teilchenphysik]] Anwendung findet. Dabei werden die nacheinander aufgetretenen Werte [[Kinematik (Teilchenstoß)|kinematischer]] Variablen eines Streu- oder Zerfallsexperiments als Punkte in ein x-y-Diagramm eingetragen. Die Punktdichte zeigt dann, wie häufig bestimmte kinematische Konfigurationen der Endprodukte von beispielsweise Dreikörperzerfällen auftreten.
Das '''Dalitz-Diagramm''' (nach [[Richard Dalitz]], der diese Methode 1953 einführte, um den Zerfall von [[K-Meson]]en zu studieren) ist ein [[Streudiagramm]], das oft in der [[Teilchenphysik]] angewendet wird. Dabei werden die nacheinander aufgetretenen Werte [[Kinematik (Teilchenprozesse)|kinematischer]] Variablen eines [[Streuexperiment|Streu-]] oder Zerfallsexperiments als Punkte in ein x-y-Diagramm eingetragen. Die Punktdichte zeigt dann, wie häufig bestimmte kinematische Konfigurationen der Endprodukte auftreten.


Die Kinematik eines Dreikörperzerfalls kann mit nur zwei Variablen vollständig beschrieben werden. In herkömmlichen Dalitz-Diagrammen zeigen die Achsen das Quadrat der [[invariante Masse|invarianten Massen]] <math>m_{ij}</math> von zwei Paaren der Zerfallsprodukte an. Zerfällt z.&nbsp;B. Teilchen A in drei Teilchen 1, 2 und 3, so könnten in einem Dalitz-Diagramm für diesen Zerfall <math>m^2_{12} = (p_1 + p_2)^2</math> auf der x-Achse und <math>m^2_{23} = (p_2 + p_3)^2</math> auf der y-Achse aufgetragen werden, wobei <math>p_i</math> die [[Viererimpuls]]e sind und das Quadrat für das [[Raumzeit#Raumzeit in der speziellen Relativitätstheorie|Minkowski-Produkt]] mit sich selbst steht.
== Für Dreikörperzerfälle ==
Die Kinematik eines Dreikörperzerfalls kann mit nur ''zwei'' Variablen vollständig beschrieben werden. In herkömmlichen Dalitz-Diagrammen zeigen die Achsen die Quadrate der [[invariante Masse|invarianten Massen]] <math>m_{ij}</math> von zwei Paaren der Zerfallsprodukte an.


Ist ein Zerfall ein reiner Dreikörperzerfall, bei dem das Mutterteilchen direkt in drei Teilchen zerfällt, so kann die Verteilung im Dalitz-Diagramm gleichförmig sein. Dreikörperzerfälle werden jedoch oft von [[Resonanz (Physik)|Resonanzen]] dominiert, bei denen das Mutterteilchen zunächst in zwei Produktteilchen zerfällt, von denen eins sofort in die zwei Endprodukte weiterzerfällt. In diesem Fall zeigt das Dalitz-Diagramm eine ungleichmäßige Verteilung mit erhöhter Punktdichte im Bereich der Masse des resonanten Zerfalls. Auf diese Weise ist das Dalitz-Diagramm ein hervorragendes Werkzeug, um die Dynamik von Dreikörperzerfällen zu studieren.
Zerfällt z.&nbsp;B. Teilchen&nbsp;A in drei Teilchen 1, 2 und&nbsp;3, so können in einem Dalitz-Diagramm für diesen Zerfall
* auf der x-Achse <math>m^2_{12} = (p_1 + p_2)^2</math>
* auf der y-Achse <math>m^2_{23} = (p_2 + p_3)^2</math>
aufgetragen werden; dabei
* sind <math>p_i</math> die [[Viererimpuls]]e
* stehen die Quadrate jeweils für die [[Raumzeit #Raumzeit in der speziellen Relativitätstheorie|Minkowski-Produkt]]e mit sich selbst.


[[Datei:Dalitz4phedi.jpg|miniatur|4-Teilchen Dalitz Diagramm]]
Ist ein Zerfall ein reiner Dreikörperzerfall, bei dem das Mutterteilchen direkt in drei Teilchen zerfällt, so ist die Verteilung im Dalitz-Diagramm gleichförmig, wenn es keine [[Korrelation]]en in den [[Winkelverteilung]]en der Zerfallsprodukte gibt.
[[Richard Dalitz|R. H. Dalitz]] führte diese Methode 1953 ein, um den Zerfall von [[K-Meson]]en zu studieren, die damals noch "Tau-Mesonen" genannt wurden. Sie kann auch auf Vierkörperzerfälle erweitert werden.  Eine spezifische Form von Vier-Teilchen-Dalitz-Diagrammen (für nicht-relativistische Kinematik), welche auf einem tetraedischen Koordinaten-System basieren, wurde erstmals entwickelt, um atomare Vier-Teilchen-Fragmentierungs-Prozesse zu analysieren, z.B. Doppelionisation von He durch Ionenstoß.<ref name="Schulzetal" />  In diesem Fall werden die Dalitz-Koordinaten der beiden emittierten Elektronen, des Rückstoßions, und des gestreuten Projektils aufgetragen.


== Referenzen ==
Dreikörperzerfälle werden jedoch oft von [[Resonanz #Teilchenphysik|Resonanzen]] dominiert, bei denen das Mutterteilchen zunächst in zwei Produktteilchen zerfällt, von denen eins sofort in zwei Endprodukte weiterzerfällt. In diesem Fall zeigt das Dalitz-Diagramm eine ungleichmäßige Verteilung mit erhöhter Punktdichte im Bereich der Masse des resonanten Zerfalls.
<references>
 
<ref name="MMICHELPWA">[http://iopscience.iop.org/1742-6596/513/2/022025/ ComPWA: A common amplitude analysis framework for PANDA] M Michel et al 2014 J. Phys.: Conf. Ser. 513 022025</ref>
Auf diese Weise ist das Dalitz-Diagramm ein hervorragendes Werkzeug, um die Dynamik von Dreikörperzerfällen zu studieren.
<ref name="Schulzetal">Schulz et al., 2007, 2009</ref>
 
</references>
== Für Vierkörperzerfälle ==
[[Datei:Dalitz4phedi.jpg|mini|Dalitz-Diagramm für vier Teilchen]]
Das Dalitz-Diagramm kann auch auf Vierkörperzerfälle angewendet werden.
 
Eine spezifische Form von Vier-Teilchen-Dalitz-Diagrammen (für nicht-[[relativistisch]]e Kinematik), die ein [[Tetraeder|tetraedrisch]]es Koordinatensystem nutzen, wurde erstmals entwickelt, um atomare Vier-Teilchen-Fragmentierungsprozesse zu analysieren, z.&nbsp;B. Doppel[[ionisation]] von Helium durch Ionenstoß.<ref name="Schulzetal" /> In diesem Fall werden die Dalitz-Koordinaten der beiden emittierten Elektronen, des Rückstoßions und des gestreuten Projektils aufgetragen.


==Literatur==
== Literatur ==
* R. H. Dalitz: ''Decay of τ-Mesons of Known Charge.'' In: ''Physical Review.'' 94, 1954, S.&nbsp;1046, {{DOI|10.1103/PhysRev.94.1046}}.
* R. H. Dalitz: ''Decay of τ-Mesons of Known Charge.'' In: ''Physical Review.'' 94, 1954, S.&nbsp;1046, {{DOI|10.1103/PhysRev.94.1046}}.
* Dalitz, ''Philosophical Magazine'' Bd.44, 1953, S.1068
* Dalitz, ''Philosophical Magazine'' Bd. 44, 1953, S. 1068
* E. Fabri, ''Nuovo Cimento'' Bd.11, 1954, S.479
* E. Fabri, ''Nuovo Cimento'' Bd. 11, 1954, S. 479
* M. Schulz et al. ''J. Phys. B'' Bd. 40, S. 3091 2007
* M. Schulz et al. ''J. Phys. B'' Bd. 40, S. 3091 2007
* M. Schulz, ''Phys. Rev. A'' Bd. 79, S. 042708 (2009)
* M. Schulz, ''Phys. Rev. A'' Bd. 79, S. 042708 (2009)


==Weblinks==
== Weblinks ==
*[http://ikpe1101.ikp.kfa-juelich.de/briefbook_part_detectors/node39.html Bock in Briefbook Particle Detectors zu Dalitz Plots mit einem Beispiel]
* [http://ikpe1101.ikp.kfa-juelich.de/briefbook_part_detectors/node39.html Bock in Briefbook Particle Detectors zu Dalitz Plots mit einem Beispiel]
 
== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="MMICHELPWA">[http://iopscience.iop.org/1742-6596/513/2/022025/ ComPWA: A common amplitude analysis framework for PANDA] M Michel et al. 2014 J. Phys.: Conf. Ser. 513 022025</ref>
<ref name="Schulzetal">Schulz et al., 2007, 2009</ref>
</references>


[[kategorie:Teilchenphysik]]
[[kategorie:Teilchenphysik]]

Aktuelle Version vom 11. Mai 2020, 19:44 Uhr

Ein Dalitz-Plot aus Monte-Carlo-generierten $ J/\psi \rightarrow \gamma \pi \pi $-Zerfällen, unter Verwendung eines ComPWA[1]-Modells. Optimierte Parameter für verschiedene Resonanzen wurden mit Geneva bestimmt.

Das Dalitz-Diagramm (nach Richard Dalitz, der diese Methode 1953 einführte, um den Zerfall von K-Mesonen zu studieren) ist ein Streudiagramm, das oft in der Teilchenphysik angewendet wird. Dabei werden die nacheinander aufgetretenen Werte kinematischer Variablen eines Streu- oder Zerfallsexperiments als Punkte in ein x-y-Diagramm eingetragen. Die Punktdichte zeigt dann, wie häufig bestimmte kinematische Konfigurationen der Endprodukte auftreten.

Für Dreikörperzerfälle

Die Kinematik eines Dreikörperzerfalls kann mit nur zwei Variablen vollständig beschrieben werden. In herkömmlichen Dalitz-Diagrammen zeigen die Achsen die Quadrate der invarianten Massen $ m_{ij} $ von zwei Paaren der Zerfallsprodukte an.

Zerfällt z. B. Teilchen A in drei Teilchen 1, 2 und 3, so können in einem Dalitz-Diagramm für diesen Zerfall

  • auf der x-Achse $ m_{12}^{2}=(p_{1}+p_{2})^{2} $
  • auf der y-Achse $ m_{23}^{2}=(p_{2}+p_{3})^{2} $

aufgetragen werden; dabei

Ist ein Zerfall ein reiner Dreikörperzerfall, bei dem das Mutterteilchen direkt in drei Teilchen zerfällt, so ist die Verteilung im Dalitz-Diagramm gleichförmig, wenn es keine Korrelationen in den Winkelverteilungen der Zerfallsprodukte gibt.

Dreikörperzerfälle werden jedoch oft von Resonanzen dominiert, bei denen das Mutterteilchen zunächst in zwei Produktteilchen zerfällt, von denen eins sofort in zwei Endprodukte weiterzerfällt. In diesem Fall zeigt das Dalitz-Diagramm eine ungleichmäßige Verteilung mit erhöhter Punktdichte im Bereich der Masse des resonanten Zerfalls.

Auf diese Weise ist das Dalitz-Diagramm ein hervorragendes Werkzeug, um die Dynamik von Dreikörperzerfällen zu studieren.

Für Vierkörperzerfälle

Dalitz-Diagramm für vier Teilchen

Das Dalitz-Diagramm kann auch auf Vierkörperzerfälle angewendet werden.

Eine spezifische Form von Vier-Teilchen-Dalitz-Diagrammen (für nicht-relativistische Kinematik), die ein tetraedrisches Koordinatensystem nutzen, wurde erstmals entwickelt, um atomare Vier-Teilchen-Fragmentierungsprozesse zu analysieren, z. B. Doppelionisation von Helium durch Ionenstoß.[2] In diesem Fall werden die Dalitz-Koordinaten der beiden emittierten Elektronen, des Rückstoßions und des gestreuten Projektils aufgetragen.

Literatur

  • R. H. Dalitz: Decay of τ-Mesons of Known Charge. In: Physical Review. 94, 1954, S. 1046, doi:10.1103/PhysRev.94.1046.
  • Dalitz, Philosophical Magazine Bd. 44, 1953, S. 1068
  • E. Fabri, Nuovo Cimento Bd. 11, 1954, S. 479
  • M. Schulz et al. J. Phys. B Bd. 40, S. 3091 2007
  • M. Schulz, Phys. Rev. A Bd. 79, S. 042708 (2009)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ComPWA: A common amplitude analysis framework for PANDA M Michel et al. 2014 J. Phys.: Conf. Ser. 513 022025
  2. Schulz et al., 2007, 2009

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