Plejaden

Plejaden

Offener Sternhaufen
Plejaden
Pleiades large.jpg
Die Plejaden mit Reflexionsnebel
Sternbild Stier
Position
Äquinoktium: J2000.0
Rektaszension 3h 47.4m [1]
Deklination +24° 07′ [1]
Erscheinungsbild
Klassi­fikation II,3,r (Trumpler),
c (Shapley) [2]
Helligkeit (visuell) 1,6 mag [1]
Winkel­ausdehnung 110,0' [2]
Anzahl Sterne 500 [2]
Hellster Stern Alkione, 2,86 mag [2]
Physikalische Daten
Rotverschiebung 18 ⋅ 10−6 [1]
Radial­geschwindigkeit 5,41 km/s [1]
Entfernung [3] 444 Lj
(136 pc)
Alter 100 Mio. Jahre [2]
Geschichte
Entdeckt von prähistorisch
Entdeckungszeit prähistorisch
Katalogbezeichnungen
 M 45 • C 0344+239 • OCl 421 • Mel 22 • Cr 42 • H 0346+24
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Die Plejaden (auch Atlantiden, Atlantiaden, Siebengestirn, Taube,[4] Sieben Schwestern, Gluckhenne[5]) sind ein offener Sternhaufen, der mit bloßem Auge gesehen werden kann. Im Messier-Katalog hat er die Bezeichnung M45. Sie sind Teil unserer Galaxie, der Milchstraße.

Beobachtung

Da die Plejaden bereits lange vor Erfindung des Teleskops als Sterngruppe bekannt waren, werden traditionell auch oft nur die hellsten Hauptsterne als Plejaden bezeichnet. In manchen Kulturen und historischen Darstellungen werden nur sechs Sterne zu den Plejaden gerechnet. Der Grund dafür ist Pleione, der ein veränderlicher Stern ist.

Seine scheinbare Helligkeit schwankt langsam, aber unregelmäßig zwischen der von Taygeta und Celaeno, so dass Pleione manchmal erst dann gesehen wird, wenn Celaeno auch schon erkannt werden kann. Mit bloßem Auge sind daher, je nach Sichtbedingungen, sechs bis neun Sterne zu erkennen. Der Sehungsbogen ist bei klarem Himmel mit 14,5° bis 15,5° anzusetzen; bei trüber Witterung mit 19,5° bis 20,5°. Der heliakische Aufgang ist bei guten Sichtbedingungen ab einer Horizonthöhe von 6° bis 7° beobachtbar; die Sonne befindet sich zu diesem Zeitpunkt etwa 9° unter dem Horizont.

Datei:KartePlejaden.jpg
Karte der Plejaden-Sterne
Name Nummer nach Flamsteed scheinbare Helligkeit Spektralklasse Masse in $ {M_{\odot }} $ Entfernung (Lj)
Alkione 25 2,86 B5 IIIe 3.5 440
Atlas 27 3,62 B8 III 4.7 430
Electra 17 3,70 B6 IIIe ? 400
Maia 20 3,87 B8 III 5 400
Merope 23 4,16 B6 IVe ? 360
Taygeta 19 4,29 B6 IV 4.5 440
Pleione 28 4,8–5,5 B8 IVpe 3.4 390
Celaeno 16 5,45 B7 IV 4 430
Asterope 21 und 22 5,76 und 6,43 ? ? 440
18 Tau 18 5,65 ? ? 440
Mond und Plejaden im Größenvergleich

Die Plejaden sind etwa von Anfang Juli bis Ende April am nördlichen Sternhimmel sichtbar.

Der Sternhaufen liegt knapp 140 Parsec entfernt im Sternbild Stier, umfasst mindestens 1200 Sterne und ist etwa 125 Millionen Jahre alt.

Im NGC-Katalog sind die Plejaden nicht aufgeführt, jedoch gibt es im Bereich der Plejaden mehrere Reflexionsnebel mit eigenen NGC-Nummern. Hierzu gehören der Maja-Nebel NGC 1432 und der Merope-Nebel NGC 1435. Nur etwa eine halbe Bogenminute oder 0,06 Lichtjahre von Merope entfernt befindet sich eine Konzentration von interstellarem Staub, die als IC 349 oder Barnards Merope-Nebel bekannt ist und kinematisch unabhängig von den Plejaden ist.

Der offene Sternhaufen erscheint mit einer Ausdehnung von ca. 2° etwa viermal so groß wie der Mond, der zum Vergleich unten links in die Aufnahme kopiert wurde. Unberücksichtigt ist die physiologische Wahrnehmung, helle Objekte am Himmel in ihrer Größe zu überschätzen.

Datenlage zur Entfernung des Sternhaufens

Die Plejaden befinden sich mit etwa 400 Lichtjahren Entfernung nahe genug, damit aufgrund des Umlaufs der Erde um die Sonne im Laufe eines Jahres für die einzelnen Sterne eine messbare jährliche Parallaxe auftritt. Mit Hilfe dieser Methode und Messungen weiterer Methoden ergab sich für die Plejaden ein Abstand von etwa 135 Parsec (entspricht etwa 440 Lichtjahre). Unter Verwendung der trigonometrischen Parallaxe wurde dann allerdings mit dem 1989 gestarteten Satelliten Hipparcos die Entfernung der Plejaden 1999 abweichend zu anderen vorangegangenen Messungen auf 120 Parsec (entspricht 390 Lichtjahre) bestimmt. 2009 wurden in einer Publikation unter Verwendung der Hipparcos-Daten sogar weniger als 120 Parsec angegeben. Die Daten des Hipparcos-Satelliten wichen damit deutlich von früheren Messungen ab. Die aus den Hipparcos-Daten ermittelte Entfernung bedeutete jedoch, dass die physikalischen Modelle für junge Sterne korrigiert werden mussten: Wegen der nun kleineren Distanz bei gleicher scheinbarer Helligkeit müssten die Sterne in den Plejaden tatsächlich mit geringerer absoluter Helligkeit leuchten. Um dies in den physikalischen Modellen zu berücksichtigen, müssten die Sterne der Plejaden einen weitaus höheren Heliumanteil besitzen, welcher so allerdings nicht nachgewiesen wurde. Als 2014 eine erneute trigonometrische Messung durch Very Long Baseline Interferometry die ursprünglichen Messungen von rund 135 Parsec Entfernung bestätigten und damit die bisherigen physikalischen Modelle untermauerten, wurden Zweifel an den Berechnungen mit den Hipparcos-Daten laut. Auch zur Nachfolgemission Gaia, welche die Genauigkeit der Messungen von Hipparcos übertreffen soll und deren Mission 2018 enden wird, gab es daraufhin kritische Stimmen, da bei Gaia dieselbe Methodik verwendet wird wie bei Hipparcos. Erwähnenswert ist, dass andere Entfernungsmessungen von Hipparcos mit anderen Daten übereinstimmen und die Datenlage allein bei denen der Plejaden abweicht.[6][7] Vorläufige Ergebnisse der Gaia-Mission, die im September 2016 veröffentlicht wurden, geben nun die Entfernung der Plejaden mit 134 ± 6 Parsec an,[8] bestätigen also ebenso wie die 2014 vorgenommene trigonometrische Messung durch die Very Long Baseline Interferometry die älteren Distanzbestimmungen.

Kulturelle Bedeutung

Himmelsscheibe von Nebra (Plejaden zwischen Vollmond und zunehmendem Mond)
Plejaden im Sternbild Stier, der rote Kreis kennzeichnet die Position.

Die Plejaden galten in vielen Kulturen als besondere Sterne. So wird z. B. eine Gruppe sechs gezeichneter Punkte in den Höhlen von Lascaux als Darstellung der Plejaden gedeutet.

Ein bedeutendes, vermutlich der Astronomie dienendes Objekt aus Mitteleuropa ist die Himmelsscheibe von Nebra. Eine Gruppe von sieben eng beieinander liegenden Punkten wird mit den Plejaden identifiziert.[9]

Das Siebengestirn wurde erstmals in Sumer schriftlich als Sternbild erwähnt (mul.mul)[10] und als Siebengottheit der großen Götter bezeichnet.

In der Bibel werden die Plejaden im Buch Hiob (Hi 38,31 EU) erwähnt: "Kannst du knüpfen das Gebinde des Siebengestirns, oder lösen die Fesseln des Orion?".

Im biblischen Mythos werden die Plejaden als Taube symbolisiert, welche als Frühlingsgestirn die Wiederaufweckung der Natur ankündigen.

Sie galten als Sterne des Enki oder Sterne, die dort stehen, woher der Ostwind kommt. Im Astrolab B, das aus dem 12. Jahrhundert v. Chr. stammt, repräsentieren die Plejaden das zweite Tierkreiszeichen Stier.

Als bildliches Glyptik-Symbol und Darstellung als Siebengottheit finden sich die Anfänge bei den Assyrern in der Zeit vom 15. zum 14. Jahrhundert v.u.Z., der Mitanni-Zeit. Häufig zierten die Plejaden assyrische Denkmäler und wurden in prophetischen Texten angerufen. In Babylonien spielte das Siebengestirn eine mehr untergeordnete Rolle und wurde daher kaum bildlich dargestellt. Die Babylonier sahen in ihm die magische Zahl vierzig, da die Plejaden für 40 Tage von der Sonne verdeckt wurden.

Die hellsten Sterne sind nach Gestalten der griechischen Mythologie benannt, dem Titanen Atlas (daher der andere Name), seiner Frau Pleione sowie ihren sieben Töchtern Alkyone, Asterope, Celaeno, Elektra, Maia, Merope und Taygete. Die Plejaden, die als Nymphen einzuordnen sind, erzogen Dionysos und Zeus. Der Mythologie nach wurden sie von Orion verfolgt. Zeus versetzte sie als Sternbild an den Himmel, doch auch dort werden sie noch immer von Orion verfolgt, dessen Sternbild sich etwa 30° südöstlich der Plejaden befindet.

Symbol der Plejaden, Deutschland 1533

In Japan sieht man die sechs hellsten Sterne der Plejaden als das Sternbild Subaru an, wovon der Name und das Markenzeichen der japanischen Automobilmarke Subaru abgeleitet ist.

In der arabischen Literatur werden die Plejaden الثريا {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) genannt. Der Name wurde auch zu einem weiblichen Vornamen im türkischen (als Surayya) und im arabischen Sprachraum (z. B. Soraya Obaid). Es ist auch der Name des Satellitentelefonsystems Thuraya, das seinen Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat.

Landwirtschaftliches und waidmännisches Kalendergestirn

Für die Beduinen signalisiert der Aufgang der Plejaden den Sommer und der Untergang den Winter: „Die Plejaden gehen auf über dürrer Getreidegarbe und unter, wenn das Tal zum Bach wird.“ Das entspricht der jüdischen Anschauung: „Die Welt kann wegen der Kälte der Plejaden nur deshalb bestehen, weil der Sirius mit seiner Hitze für Ausgleich sorgt.“

Die Griechen und Römer (lat. Vergiliae) betrachteten den Frühuntergang des Siebengestirns Anfang November als das Zeichen der Feldbestellung und das Ende der Schifffahrt. Mit dem Frühaufgang um den damaligen 20. Mai galten die Plejaden als Signalgeber für die beginnende Ernte (siehe auch Gezer-Kalender).

Flavius Josephus erwähnt, dass beim Niedergang des Siebengestirns um die Zeit des Laubhüttenfestes im November der einsetzende Regen dem Wassermangel ein Ende macht. Die Massai in Afrika benutzen die Plejaden in der heutigen Zeit als Regenzeitsignalgestirn. Die von Gladys Dickson herausgegebene arabische Astrologie nennt den 20. Mai für den Frühauf- und den 17. November für den Frühuntergang (siehe auch: Heliakisch); in der alten griechischen Tradition erwähnt die Geoponica (Kap. 1) die entsprechenden Daten für den 10. Juni und 4. November.

Für die Blackfoot-Indianer Nordamerikas war das Sternbild der Plejaden von entscheidender Bedeutung. Die Blackfoot waren nomadische Jäger und Sammler. Sie wohnten in kleinen Gruppen in Tipis aus Bisonfellen. Zu Jagdzügen schlossen sich manchmal einige Gruppen oder gar ein gesamter Unterstamm zusammen. Der Stand der Plejaden zu Beginn der Trockenzeit war das Startsignal für eine aufwendige Treibjagd der riesigen Bisonherden. Sind dann die Plejaden am Sternenhimmel Ende April verschwunden, sind auch die Bisons verschwunden.[11]

Pazifisches Neujahrsfest

In pazifischen Kulturen bestimmt der Aufgang der Pleiaden das Neujahrsfest. In Neuseeland ist Matariki eines der wichtigsten Feste der Māori. Auf der Inselwelt Französisch-Polynesien feiert man einmal jährlich das Plejadenfest. Es ist eine Art Neujahrsfest, ein Fest der Fülle und des Wandels.[12]

Bedeckung durch den Mond

Plejaden-Bedeckung durch den Mond am 7. August 2007
Datei:Plejadenbedeckung Feb 2007.jpg
Die Plejadenbedeckung vom 23./24. Februar 2007

Alle 18,6 Jahre werden die Plejaden über einen längeren Zeitraum regelmäßig vom Mond bedeckt. Die letzte Serie ging von 2005 bis 2009 (hier die in Mitteleuropa beobachtbaren Ereignisse):

  • 7. August 2007 (01:30 Uhr MESZ)
  • 28. Oktober 2007 (01:00 Uhr MESZ)
  • 21. Dezember 2007 (22:45 Uhr MEZ)
  • 12. März 2008 (19:15 Uhr MEZ)
  • 23. August 2008 (ab Mitternacht mit Mondaufgang)
  • 20. September 2008 (05:00 Uhr MESZ)
  • 13. November 2008 (19:15 Uhr MEZ)
  • 7. Januar 2009 (18:30 Uhr MEZ)
  • 18. Juli 2009 (03:15 Uhr MESZ)
  • 7. Oktober 2009 (23:45 Uhr MESZ, naher Vorbeigang)
  • 29. Dezember 2009 (03:15 Uhr MEZ)

Danach kommt es erst wieder ab dem Jahr 2024 für einen Beobachter auf der Erde zu zeitweiligen Verdeckungen der Plejaden durch den Mond. Die Plejaden bilden zusammen mit den Hyaden das sogenannte Goldene Tor der Ekliptik.

Siehe auch

  • Plejaden (Mythologie)
  • Indianischer Mythos (Devils Tower), mit Bezug auf die Plejaden
  • Südliche Plejaden
  • Matariki (Polynesien)

Literatur

  • Dietz-Otto Edzard u. a.: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Band 10. de Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-018535-0, S. 592
  • Gustaf Dalman: Arbeit und Sitte in Palästina, Band 1, Jahreslauf und Tageslauf. Bertelsmann, Gütersloh 1928, S. 39–40

Weblinks

Commons: Plejaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Plejaden – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 SIMBAD
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Messier 45 bei SEDS
  3. Carl Melis, Mark J. Reid, Amy J. Mioduszewski, John R. Stauffer, Geoffrey C. Bower: A VLBI Resolution of the Pleiades Distance Controversy arxiv:1408.6544v1, doi:10.1126/science.1256101.
  4. Johann E. Bode: Beschreibung der Sternbilder, und Anweisung dieselben kennen zu lernen. In: Vorstellung der Gestirne … des Flamsteadschen Himmelsatlas. Berlin / Stralsund, 1782, S. 13.
  5. Richard H. Allen: Star-Names and their Meanings. New York 1899, S. 396, 399
  6. Carl Melis, Mark J. Reid, Amy J. Mioduszewski, John R. Stauffer, Geoffrey C. Bower: A VLBI Resolution of the Pleiades Distance Controversy. 2014, arxiv:1408.6544.
  7. Kontroverse um Abstand der Plejaden. Welt der Physik; abgerufen am 25. September 2014
  8. Anthony G.A. Brown, GAIA Collaboration: Gaia Data Release 1. Summary of the astrometric, photometric, and survey properties. In: Astronomy and Astrophysics. 2016, doi:10.1051/0004-6361/201629512 (aanda.org [PDF; abgerufen am 14. September 2016]).
  9. Wolfhard Schlosser: Die Himmelsscheibe von Nebra – Astronomische Untersuchungen. In: Harald Meller (Hrsg.): Der geschmiedete Himmel. Theiss, Stuttgart 2004, S. 44–47
  10. Wayne Horowitz, Nathan Wasserman: Another Old Babylonian Prayer to the Gods of the Night. In: Journal of Cuneiform Studies 48, 1996, S. 57
  11. Das Rätsel der Harmonie. Alles hat seine Ordnung – auch die Unordnung. In: Terra X: Faszination Universum, ZDF, 29. September 2013.
  12. Tahiti, Tattoo und die Stars der Südsee, arte, 17. September 2014


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