Joachim Jungius

Joachim Jungius

Joachim Jungius

Joachim Jungius (eigentlich Joachim Junge; * 22. Oktober 1587 in Lübeck; † 23. September 1657 in Hamburg) war ein deutscher Mathematiker, Physiker und Philosoph.

Leben

Nach der Schulausbildung am Katharineum zu Lübeck studierte Jungius Metaphysik, zunächst von 1606 bis 1608 an der Universität Rostock,[1] danach in Gießen. 1609 erhielt er dort eine Professur für Mathematik, die er bis 1614 innehatte. 1616 kehrte er nach Rostock zurück, um ein Medizinstudium aufzunehmen, das er schließlich 1619 an der Universität Padua abschloss.

Von 1624 bis 1625 und erneut von 1626 bis 1628 wirkte er an der Universität Rostock als Mathematikprofessor, dazwischen kurz an der Academia Julia in Helmstedt als Professor für Medizin. 1629 schließlich zog er nach Hamburg und wurde dort Professor für Naturwissenschaften. Dort übernahm Jungius auch das Rektorat des Johanneums, einer Lateinschule, und des unter demselben Dach untergebrachten Akademischen Gymnasiums.

Wirken

Datei:Stamps of Germany (DDR) 1957, MiNr 0574.jpg
Jungius auf einer DDR-Briefmarke von 1957

In Rostock gründete Joachim Jungius 1622 die erste naturwissenschaftliche Gesellschaft nördlich der Alpen, die Societas ereunetica sive zetetica.

Er beschäftigte sich mit der Atomistik und trug zur Begründung der Chemie als Naturwissenschaft bei. Sein wohl wichtigstes Werk Logica Hamburgensis (1638) beschäftigt sich mit der Erneuerung der Logik.

Joachim Jungius verwarf in seiner 1630 verfassten und 1642 publizierten Dissertation Doxoscopiae Physicae Minores die vier Elemente des Altertums (Feuer, Erde, Luft und Wasser) und die drei der Alchemie (Quecksilber, Schwefel, Salz). Ebenso verwarf er die Idee der Alchemisten, Gold durch Umwandlung der Metalle zu gewinnen. Chemische Elemente seien einheitliche, nicht weiter zerlegbare Stoffe.

Auch der Nachweis, dass die Kettenlinie keine Parabel ist, wie bis dahin unter anderem von Galilei angenommen, wurde 1639 von ihm erbracht.[2]

Leibniz hob ihn wiederholt unter seinen Vorbildern hervor und nannte ihn etwa in einer Reihe mit Aristoteles und Descartes.[3]

In seinem Testament stiftete Jungius ein Stipendium für Studierende der Mathematik und Philosophie. Jährlich erhielten dieses Stipendium sechs Studierende, die dafür seine hinterlassenen Manuskripte ordnen und vervollständigen sollten.[4]

Sein handschriftlicher Nachlass befindet sich in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und wurde bis 2015 digitalisiert.[5] Weitere Autographe werden unter anderem in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover und der Universitätsbibliothek Rostock verwahrt.

Siehe auch

  • Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften

Werke

  • Geometria Empirica. Typis Haeredu[m] Richelianorum, Rostock 1627 (Digitalisat)
  • Logica Hamburgensis. Offerman, Hamburg 1638 (Digitalisat; beschäftigt sich mit der Erneuerung der Logik).

Ausgaben

  • Gaby Hübner: Aus dem literarischen Nachlaß von Joachim Jungius. Edition der Tragödie Lucretia und der Schul- und Universitätsreden. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-86273-3.
  • Christoph Meinel (Hrsg.): Joachim Jungius: Praelectiones Physicae. Historisch-kritische Edition. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-85572-9.
  • Rudolf W. Meyer (Hrsg.): Joachimi Jungii Logica Hamburgensis. Augustin, Hamburg 1957 (kritische Ausgabe).
  • Clemens Müller-Glauser (Hrsg.): Joachim Jungius: Disputationes Hamburgenses. Kritische Edition. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1988, ISBN 3-525-86237-7.
  • Wilhelm Risse (Hrsg.): Joachimi Jungii Logicae Hamburgensis additamenta. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1977, ISBN 3-525-85555-9.
  • Martin Rothkegel (Hrsg.): Der Briefwechsel des Joachim Jungius. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 978-3-525-86330-5.

Literatur

  • Hans Kangro: Jungius, Joachim. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 686–689 (Digitalisat).
  • Christoph Meinel: Der Begriff des chemischen Elementes bei Joachim Jungius. In: Sudhoffs Archiv. Band 66, Heft 4 (1982), S. 313–338 (Digitalisat).
  • Christoph Meinel: In physicis futurum saeculum respicio: Joachim Jungius und die Naturwissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984 (Digitalisat).
  • Udo Krolzik: Jungius, Joachim. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 869–875.
  • Susanne Weihmann: Jungius, Joachim (eigentlich J. Junge). In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 387.
  • Emil Wohlwill: Joachim Jungius. Festrede zur Feier seines dreihundertsten Geburtstages am 22. Oktober 1887…, Leopold Voss, Hamburg & Leipzig 1888, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3DdAkzAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPP7~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D

Weblinks

Commons: Joachim Jungius – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe dazu den Eintrag der Immatrikulation von Joachim Jungius im Rostocker Matrikelportal.
  2. Edward Harrington Lockwood: A book of curves. Cambridge University Press, Cambridge 1971, S. 124.
  3. Gottfried Wilhelm Leibniz: Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie. Zur allgemeinen Charakteristik (= Philosophische Werke. Band 1). Übersetzt von Artur Buchenau. Durchgesehen und mit Einleitungen und Erläuterungen herausgegeben von Ernst Cassirer. Meiner, Hamburg. 1966, S. 33.
  4. Johann Martin Lappenberg (Hrsg.): Die milden Privatstiftungen zu Hamburg. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1845, S. 48 f. (Digitalisat auf den Seiten der Bayerischen Staatsbibliothek).
  5. Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: Jungius-Nachlass