Versuch von Stern: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit dem '''Versuch von Stern''' gelang [[Otto Stern (Physiker)|Otto Stern]] im Jahre 1920 zum ersten Mal eine direkte Messung der [[Geschwindigkeit]] von [[Atom]]en.  
Mit dem '''Versuch von Stern''' gelang [[Otto Stern (Physiker)|Otto Stern]] im Jahre 1920 zum ersten Mal eine direkte Messung der [[Geschwindigkeit]] von [[Atom]]en.


== Prinzip des Versuchs von Stern == <!-- Grafik wird noch nachgeliefert! -->
== Versuchsprinzip ==
In einem [[Vakuum|hochevakuierten]] Gefäß befindet sich ein mit [[Silber]] überzogener [[Platin]]draht. Dieser wird so elektrisch geheizt, dass das Silber verdampft. Die Silberatome bewegen sich radial nach allen Seiten mit einer temperaturspezifischen Geschwindigkeit. Durch eine schmale [[Blende (Optik)|Blende]] wird ein feiner Strahl von Silberatomen fokussiert, der bei ruhender Apparatur den Schirm an der Stelle S<sub>0</sub> schwärzen würde.
In einem hoch[[Vakuum|evakuierten]] Gefäß befindet sich ein mit [[Silber]] überzogener [[Platin]]<nowiki />draht. Dieser wird so [[Heizwiderstand|elektrisch geheizt]], dass das Silber [[Verdampfung|verdampft]]. Die Silberatome bewegen sich radial nach allen Seiten mit einer temperaturspezifischen Geschwindigkeit. Durch eine schmale [[Blende (Optik)|Blende]] wird ein feiner [[Teilchenstrahl|Strahl]] von Silberatomen [[fokus]]siert, der bei ruhender Apparatur den Schirm an der Stelle&nbsp;S<sub>0</sub> schwärzen würde.


Zur Messung der Atomgeschwindigkeit lässt man die ganze Apparatur um den Draht mit der [[Frequenz]] ''f'' rotieren. Auch dann ist die Bahn eines Atoms (vom Laborsystem aus betrachtet) geradlinig. Vom mitrotierenden Bezugssystem aus betrachtet erscheint die Bahn jedoch gekrümmt, der Strahl wird also scheinbar um die Strecke Δ''s'' abgelenkt. Je nach Drehrichtung wird der Schirm an einer Stelle S<sub>1</sub> oder S<sub>2</sub> geschwärzt.
Zur Messung der Atomgeschwindigkeit lässt man die ganze Apparatur mit der [[Frequenz]] <math>f</math> um den Draht rotieren. Auch dann ist die Bahn eines Atoms geradlinig (vom [[Laborsystem]] aus betrachtet). Vom mitrotierenden [[Bezugssystem]] aus betrachtet erscheint die Bahn jedoch gekrümmt, der Strahl wird also scheinbar um die Strecke <math>\Delta s</math> [[Ablenkwinkel|abgelenkt]]. Je nach Drehrichtung wird der Schirm an einer Stelle S<sub>1</sub> oder S<sub>2</sub> geschwärzt.


===Versuchsergebnis===
=== Versuchsergebnis ===
[[Datei:Schwärzungsbild.svg|thumb|rechts|Schwärzungsbild des Versuchs von Stern]]
[[Datei:Schwärzungsbild.svg|mini|Schwärzungsbild des Versuchs von Stern]]
Die Grafik zeigt das Schwärzungsbild, wie man es im Versuch erhält, wenn die Apparatur zuerst in Links- und dann in Rechtsdrehung versetzt wird.
Die Grafik zeigt das Schwärzungsbild, wie man es im Versuch erhält, wenn die Apparatur zuerst in Links- und dann in Rechtsdrehung versetzt wird.
Die beim Stern'schen Versuch gemessenen Geschwindigkeiten stimmen gut mit dem durch die Theorie vorhergesagten Geschwindigkeiten überein. Die Unschärfe der beiden Linien S<sub>1</sub> und S<sub>2</sub> zeigt, dass die Atome verschiedene Geschwindigkeiten haben.
Die beim Stern'schen Versuch gemessenen Geschwindigkeiten stimmen gut mit den durch die Theorie vorhergesagten Geschwindigkeiten überein. Die [[Unschärfe]] der beiden Linien&nbsp;S<sub>1</sub> und&nbsp;S<sub>2</sub> zeigt, dass die Atome verschiedene Geschwindigkeiten haben.
Diese Geschwindigkeitsverteilung wurde bereits im 19. Jahrhundert von [[James Clerk Maxwell]] und [[Ludwig Boltzmann]] als die [[Maxwell-Boltzmann-Verteilung]] theoretisch vorhergesagt.
Diese Geschwindigkeitsverteilung wurde im 19.&nbsp;Jahrhundert von [[James Clerk Maxwell]] und [[Ludwig Boltzmann]] als die [[Maxwell-Boltzmann-Verteilung]] theoretisch vorhergesagt.


===Berechnung der Atomgeschwindigkeit===
=== Berechnung der Atomgeschwindigkeit ===
Im mitrotierenden System ist die Geschwindigkeitskomponente eines Silberatoms in radialer Richtung durch die Geschwindigkeit ''v'' gegeben, mit der das Atom aus dem Draht austritt.
Im mitrotierenden System ist die Geschwindigkeitskomponente eines Silberatoms in radialer Richtung durch die Geschwindigkeit <math>v</math> gegeben, mit der das Atom aus dem Draht austritt.
Die Zeit Δ''t'' vom Passieren der Blende bis zum Auftreffen auf dem Schirm ist deshalb  
Die Zeit <math>\Delta t</math> vom Passieren der Blende bis zum Auftreffen auf dem Schirm ist deshalb


:<math>\Delta t = \frac{l}{v} </math>.
:<math>\Delta t = \frac{l}{v} </math>.


Die Ablenkung Δs ergibt sich aus der Proportion  
Die Ablenkung <math>\Delta s</math> ergibt sich aus der Proportion


:<math>\frac{ \Delta s}{2 \pi \cdot R} = \frac{\Delta t}{T}</math>,
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== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Horst Schmidt-Böcking, Wolfgang Trageser |Titel=Ein fast vergessener Pionier |TitelErg=Die von Otto Stern entwickelte Molekularstrahlmethode ist essenziell für Physik und Chemie |Sammelwerk=[[Physik Journal]] |Verlag=Wiley-VCH Verlag Chemie |Datum=2012-03 |Seiten=47-51 |Online=[https://www.pro-physik.de/restricted-files/94211 www.pro-physik.de] |Format=PDF}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.m-heinitz.de/stern01.pdf Eine weitere Erklärung des Versuchs] (PDF; 92&nbsp;kB)
* [https://www.leifiphysik.de/waermelehre/kinetische-gastheorie/versuche/geschwindigkeitsmessung-von-atomen Versuchsbeschreibung und Auswertung] auf Schülerniveau ([[LEIFI]])
*[http://www.leifiphysik.de/themenbereiche/kinetische-gastheorie/versuche#Geschwindigkeitsmessung Versuchsbeschreibung und Auswertung] auf Schülerniveau ([[LEIFI]])


[[Kategorie:Physikalisches Experiment]]
[[Kategorie:Physikalisches Experiment]]
[[Kategorie:Thermodynamik]]
[[Kategorie:Thermodynamik]]
[[Kategorie:Otto Stern (Physiker)]]

Aktuelle Version vom 9. August 2021, 11:26 Uhr

Mit dem Versuch von Stern gelang Otto Stern im Jahre 1920 zum ersten Mal eine direkte Messung der Geschwindigkeit von Atomen.

Versuchsprinzip

In einem hochevakuierten Gefäß befindet sich ein mit Silber überzogener Platindraht. Dieser wird so elektrisch geheizt, dass das Silber verdampft. Die Silberatome bewegen sich radial nach allen Seiten mit einer temperaturspezifischen Geschwindigkeit. Durch eine schmale Blende wird ein feiner Strahl von Silberatomen fokussiert, der bei ruhender Apparatur den Schirm an der Stelle S0 schwärzen würde.

Zur Messung der Atomgeschwindigkeit lässt man die ganze Apparatur mit der Frequenz $ f $ um den Draht rotieren. Auch dann ist die Bahn eines Atoms geradlinig (vom Laborsystem aus betrachtet). Vom mitrotierenden Bezugssystem aus betrachtet erscheint die Bahn jedoch gekrümmt, der Strahl wird also scheinbar um die Strecke $ \Delta s $ abgelenkt. Je nach Drehrichtung wird der Schirm an einer Stelle S1 oder S2 geschwärzt.

Versuchsergebnis

Schwärzungsbild des Versuchs von Stern

Die Grafik zeigt das Schwärzungsbild, wie man es im Versuch erhält, wenn die Apparatur zuerst in Links- und dann in Rechtsdrehung versetzt wird. Die beim Stern'schen Versuch gemessenen Geschwindigkeiten stimmen gut mit den durch die Theorie vorhergesagten Geschwindigkeiten überein. Die Unschärfe der beiden Linien S1 und S2 zeigt, dass die Atome verschiedene Geschwindigkeiten haben. Diese Geschwindigkeitsverteilung wurde im 19. Jahrhundert von James Clerk Maxwell und Ludwig Boltzmann als die Maxwell-Boltzmann-Verteilung theoretisch vorhergesagt.

Berechnung der Atomgeschwindigkeit

Im mitrotierenden System ist die Geschwindigkeitskomponente eines Silberatoms in radialer Richtung durch die Geschwindigkeit $ v $ gegeben, mit der das Atom aus dem Draht austritt. Die Zeit $ \Delta t $ vom Passieren der Blende bis zum Auftreffen auf dem Schirm ist deshalb

$ \Delta t={\frac {l}{v}} $.

Die Ablenkung $ \Delta s $ ergibt sich aus der Proportion

$ {\frac {\Delta s}{2\pi \cdot R}}={\frac {\Delta t}{T}} $,

wobei $ T={\frac {1}{f}} $ die Dauer für eine ganze Umdrehung der Apparatur bezeichnet.

Hieraus folgt

$ \Delta s={\frac {2\pi \cdot R}{T}}\cdot \Delta t={\frac {2\pi \cdot R\cdot l}{T\cdot v}}={\frac {2\pi \cdot R\cdot l\cdot f}{v}} $

bzw.

$ v={\frac {2\pi \cdot R\cdot l\cdot f}{\Delta s}} $

Literatur

  • Horst Schmidt-Böcking, Wolfgang Trageser: Ein fast vergessener Pionier. Die von Otto Stern entwickelte Molekularstrahlmethode ist essenziell für Physik und Chemie. In: Physik Journal. Wiley-VCH Verlag Chemie, März 2012, S. 47–51 (pro-physik.de [PDF]).

Weblinks

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