Rekonnexion: Unterschied zwischen den Versionen

Rekonnexion: Unterschied zwischen den Versionen

imported>Herr Lehrer, ich weiß was!
(Linkfix Kleinkram)
 
78.94.147.214 (Diskussion)
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Reconnection Illustrations.png|mini|hochkant=1.5|Rekonnexion: ein- (oben/unten) und auslaufende (links/rechts) Feldlinienbündel]]
[[Datei:Reconnection.gif|mini|hochkant=1.5|Rekonnexion: ein- (oben/unten) und auslaufende (links/rechts) Plasmabündel]]
Die '''magnetische Rekonnexion''' (''Neuverbindung'') ist ein [[physik]]alisches Phänomen, bei dem sich die Struktur eines [[Magnetismus|Magnetfeldes]] abrupt ändert und große [[Energie]]mengen freigesetzt werden. Vermutlich ist es unter anderem für [[Sonneneruption]]en verantwortlich.
Die '''magnetische Rekonnexion''' (''Neuverbindung'') ist ein [[physik]]alisches Phänomen, bei dem sich die Struktur eines [[Magnetismus|Magnetfeldes]] abrupt ändert und große [[Energie]]mengen freigesetzt werden. Vermutlich ist es unter anderem für [[Sonneneruption]]en verantwortlich.


Zeile 10: Zeile 10:


== Forschungsgeschichte und offene Probleme ==
== Forschungsgeschichte und offene Probleme ==
Die bisher ausgeführte, grundlegende ''Sweet-Rekonnexion''-Theorie geht auf Arbeiten von [[Peter Alan Sweet]] aus dem Jahr 1956 und [[Eugene N. Parker]] zurück. Sie sagt viel zu große Ablaufzeiten für das Phänomen voraus, sodass sie 1963 von [[Harry E. Petschek]] modifiziert wurde. Nach dieser ''schnellen'' oder ''Petschek-Rekonnexion'' gibt es wesentlich kleine Grenzbereiche, wodurch die Rekonnexion schneller abläuft.
Die bisher ausgeführte, grundlegende ''Sweet-Rekonnexion''-Theorie geht auf Arbeiten von [[Peter Alan Sweet]] aus dem Jahr 1956 und [[Eugene N. Parker]] zurück. Sie sagt viel zu große Ablaufzeiten für das Phänomen voraus, sodass sie 1963 von [[Harry E. Petschek]] modifiziert wurde. Gemäß dieser ''schnellen'' oder ''Petschek-Rekonnexion'' gibt es wesentlich kleinere Grenzbereiche, wodurch die Rekonnexion schneller abläuft.


Obwohl die [[Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] [[Yohkoh]] und seit 2002 [[RHESSI]] das derzeit beste Beobachtungsmaterial lieferten, kann noch nicht abschließend zwischen Sweet- oder Petschek-Rekonnexion entschieden werden, die genauen Auslöser und Mechanismen sind weiterhin nicht geklärt.
Obwohl die [[Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] [[Yohkoh]] und, seit 2002, [[RHESSI]] das derzeit beste Beobachtungsmaterial lieferten, kann noch nicht abschließend zwischen Sweet- oder Petschek-Rekonnexion entschieden werden; die genauen Auslöser und Mechanismen sind weiterhin nicht geklärt.


== Auftreten ==
== Auftreten ==
[[Datei:Rons flare.jpg|mini|[[Koronaler Massenauswurf]] als Folge der Rekonnexion von Feldlinien.]]
[[Datei:Rons flare.jpg|mini|[[Koronaler Massenauswurf]] als Folge der Rekonnexion von Feldlinien.]]
Das wichtigste Auftreten der Rekonnexion ist in der [[Korona (Sonne)|Sonnenkorona]]. Man vermutet, dass hier große Magnetfeldbögen durch die Plasmadynamik in der Mitte zusammengedrückt werden, wodurch die erforderlichen [[Antiparallelität (Vektorrechnung)|antiparallelen]] Feldlinien entstehen. Somit kommt es zur Rekonnexion, der obere Teil der Bögen wird abgeschnürt und kann sich mit dem enthaltenen Plasma als Eruption oder [[Koronaler Massenauswurf]] ablösen.
Das wichtigste Auftreten der Rekonnexion ist in der [[Korona (Sonne)|Sonnenkorona]]. Man vermutet, dass hier große Magnetfeldbögen durch die Plasmadynamik in der Mitte zusammengedrückt werden, wodurch die erforderlichen [[Antiparallelität (Vektorrechnung)|antiparallelen]] Feldlinien entstehen. Somit kommt es zur Rekonnexion, der obere Teil der Bögen wird abgeschnürt und kann sich mit dem enthaltenen Plasma als Eruption oder [[koronaler Massenauswurf]] ablösen.


Des Weiteren trägt Rekonnexion im [[Erdmagnetfeld]] zum [[Polarlicht]] und auf astronomischen Skalen zur Heizung [[Galaxie|galaktischer]] [[Hochgeschwindigkeitswolke]]n bei. Sie ist ein potentielles Problem bei magnetischer Eindämmung von [[Kernfusion|Fusionsprozessen]].
Des Weiteren trägt Rekonnexion im [[Erdmagnetfeld]] zum [[Polarlicht]] und auf astronomischen Skalen zur Heizung [[Galaxie|galaktischer]] [[Hochgeschwindigkeitswolke]]n bei. Sie ist ein potentielles Problem bei der magnetischen Eindämmung von [[Kernfusion|Fusionsprozessen]].


Die [[Raumsonde]]n [[Cluster (Satellit)|Cluster]] konnten Rekonnexionen im Schweif des Erdmagnetfelds nachweisen. Entgegen den Erwartungen treten sie nicht in einem Raumgebiet von wenigen 10&nbsp;km, sondern von einigen 1000&nbsp;km auf.<ref>[http://sci.esa.int/science-e/www/object/index.cfm?fobjectid=40420 ''Cluster-Satellites find magnetic reconnection''.] (englisch, mit Simulationsgrafiken)</ref>
Die [[Cluster (Satellit)|„Cluster“]]-[[Raumsonde]]n konnten Rekonnexionen im Schweif des Erdmagnetfelds nachweisen. Entgegen den Erwartungen treten sie nicht in einem Raumgebiet von wenigen 10&nbsp;km, sondern von einigen 1000&nbsp;km auf.<ref>[http://sci.esa.int/science-e/www/object/index.cfm?fobjectid=40420 ''Cluster-Satellites find magnetic reconnection''.] (englisch, mit Simulationsgrafiken)</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Aktuelle Version vom 8. August 2020, 20:53 Uhr

Rekonnexion: ein- (oben/unten) und auslaufende (links/rechts) Plasmabündel

Die magnetische Rekonnexion (Neuverbindung) ist ein physikalisches Phänomen, bei dem sich die Struktur eines Magnetfeldes abrupt ändert und große Energiemengen freigesetzt werden. Vermutlich ist es unter anderem für Sonneneruptionen verantwortlich.

Prinzip

Zur Rekonnexion kann es kommen, wenn ein starkes veränderliches Magnetfeld in einem Plasma vorliegt, etwa in der Sonnenatmosphäre. Die Teilchen des Plasmas bewegen sich dann entlang von Spiralbahnen um die Feldlinien und sind somit an diese gebunden.

In einem komplexen Magnetfeld kann es getrennte Feldlinienbündel geben, die ihre Fußpunkte in verschiedenen Polen haben. Liegen zwei solche entgegengesetzt gerichtete Felder nahe beieinander, so bildet sich eine Grenzschicht heraus, in der ein elektrischer Strom fließt. Dadurch löschen sich die Felder teilweise gegenseitig aus. Bei dieser Feldauflösung, aber auch durch das Fließen des Stromes durch das Plasma, das einen elektrischen Widerstand aufweist, wird Energie frei.

Darüber hinaus entstehen neue Feldlinien senkrecht zu den ursprünglichen, weiteres Plasma dringt nach. So wird das Plasma um die neu entstandenen Linienbündel aufgeheizt und vom Ort der Rekonnexion weg beschleunigt.

Forschungsgeschichte und offene Probleme

Die bisher ausgeführte, grundlegende Sweet-Rekonnexion-Theorie geht auf Arbeiten von Peter Alan Sweet aus dem Jahr 1956 und Eugene N. Parker zurück. Sie sagt viel zu große Ablaufzeiten für das Phänomen voraus, sodass sie 1963 von Harry E. Petschek modifiziert wurde. Gemäß dieser schnellen oder Petschek-Rekonnexion gibt es wesentlich kleinere Grenzbereiche, wodurch die Rekonnexion schneller abläuft.

Obwohl die Satelliten Yohkoh und, seit 2002, RHESSI das derzeit beste Beobachtungsmaterial lieferten, kann noch nicht abschließend zwischen Sweet- oder Petschek-Rekonnexion entschieden werden; die genauen Auslöser und Mechanismen sind weiterhin nicht geklärt.

Auftreten

Koronaler Massenauswurf als Folge der Rekonnexion von Feldlinien.

Das wichtigste Auftreten der Rekonnexion ist in der Sonnenkorona. Man vermutet, dass hier große Magnetfeldbögen durch die Plasmadynamik in der Mitte zusammengedrückt werden, wodurch die erforderlichen antiparallelen Feldlinien entstehen. Somit kommt es zur Rekonnexion, der obere Teil der Bögen wird abgeschnürt und kann sich mit dem enthaltenen Plasma als Eruption oder koronaler Massenauswurf ablösen.

Des Weiteren trägt Rekonnexion im Erdmagnetfeld zum Polarlicht und auf astronomischen Skalen zur Heizung galaktischer Hochgeschwindigkeitswolken bei. Sie ist ein potentielles Problem bei der magnetischen Eindämmung von Fusionsprozessen.

Die „Cluster“-Raumsonden konnten Rekonnexionen im Schweif des Erdmagnetfelds nachweisen. Entgegen den Erwartungen treten sie nicht in einem Raumgebiet von wenigen 10 km, sondern von einigen 1000 km auf.[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Cluster-Satellites find magnetic reconnection. (englisch, mit Simulationsgrafiken)

Die News der letzten Tage