Michael Schreckenberg (Physiker): Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben und Wirken ==
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Michael Schreckenberg studierte Theoretische Physik an der [[Universität zu Köln]]. Mit einer Dissertation ''Über [[Spin-Glas|Spingläser]] und [[Diffusion]]''<ref name="Diss">[https://portal.d-nb.de/opac.htm?method=showFullRecord&currentResultId=-266981016&currentPosition=3 Dissertation „Über Spingläser und Diffusion“ bei der Deutschen Nationalbibliothek]</ref> wurde er dort 1985 bei [[Johannes Zittartz]] in [[Statistische Physik|Statistischer Physik]] promoviert. 1992 veröffentlichte er gemeinsam mit [[Kai Nagel]] das inzwischen so genannte [[Nagel-Schreckenberg-Modell]] des Autobahnverkehrs.<ref name="Modell">Kai Nagel und Michael Schreckenberg: "A cellular automaton model for freeway traffic", J. Phys. I France 2 (1992) 2221-2229</ref> 1994 wechselte er zur [[Universität Duisburg-Essen]], wo er 1997 Lehrstuhlinhaber für Physik von Transport und Verkehr wurde. Dort ist er auch Mitglied im Zentrum für Logistik & Verkehr.<ref>[[Universität Duisburg-Essen]]: [http://www.uni-due.de/ptt/arbeitsgruppe/schreckenberglebenslauf.shtml Vita Prof. Michael Schreckenberg]</ref>
Michael Schreckenberg studierte Theoretische Physik an der [[Universität zu Köln]]. Mit einer Dissertation ''Über [[Spin-Glas|Spingläser]] und [[Diffusion]]'' wurde er dort 1985 bei [[Johannes Zittartz]] in [[Statistische Physik|Statistischer Physik]] promoviert. 1992 veröffentlichte er gemeinsam mit [[Kai Nagel]] das inzwischen so genannte [[Nagel-Schreckenberg-Modell]] des Autobahnverkehrs.<ref name="Modell">Kai Nagel und Michael Schreckenberg: "A cellular automaton model for freeway traffic", J. Phys. I France 2 (1992) 2221-2229</ref> 1994 wechselte er zur [[Universität Duisburg-Essen]], wo er 1997 Lehrstuhlinhaber für Physik von Transport und Verkehr wurde. Dort ist er auch Mitglied im Zentrum für Logistik & Verkehr.<ref>[[Universität Duisburg-Essen]]: [http://www.uni-due.de/ptt/arbeitsgruppe/schreckenberglebenslauf.shtml Vita Prof. Michael Schreckenberg]</ref>


Seit Mitte der 1990er Jahre befasst er sich mit der [[Modell#Modellbildung|Modellierung]], [[Simulation]] und [[Optimum|Optimierung]] von [[Transportsystem]]en in großen Netzwerken, besonders dem Straßenverkehr, und dem Einfluss von menschlichem Verhalten darauf. Schreckenbergs Aktivitäten umfassen online zugängliche Verkehrsprognosen des Autobahnnetzes von Nordrhein-Westfalen ([[OLSIM]]<ref name="OLSIM">[http://www.autobahn.nrw.de/ OLSIM]</ref> und [[Ruhrpilot]]<ref name="Ruhrpilot">[http://www.ruhrpilot.de Ruhrpilot]</ref>), gemeinsam mit dem Nobelpreisträger [[Reinhard Selten]] die Reaktion von Autofahrern auf [[Verkehrsfunk|Verkehrsinformation]]en<ref name="Survive">[https://www.uni-due.de/de/presse/meldung.php?id=6987 Pressemeldung der Uni Duisburg-Essen zum Projekt SURVIVE]</ref>, und die Erforschung der Dynamik von Menschenmengen.<ref name="Pesos">[https://www.uni-due.de/ptt/projekte/pesosEinleitung.shtml Projekt PeSOS]</ref> In letzterer Arbeit untersuchte er sicherheitsrelevante Aspekte von Fußballstadien, Stadtzentren sowie Fähren aus der Personenschifffahrt und entwickelte daraufhin simulationsbasierte Fluchtpläne. Seine Verkehrsmodelle erlauben unter Anderem Vorhersagen über die Verlagerung von Verkehrsströmen bei der Einrichtung von verkehrsrelevanten Baustellen.
Seit Mitte der 1990er Jahre befasst er sich mit der [[Modell#Modellbildung|Modellierung]], [[Simulation]] und [[Optimum|Optimierung]] von [[Transportsystem]]en in großen Netzwerken, besonders dem Straßenverkehr, und dem Einfluss von menschlichem Verhalten darauf. Schreckenbergs Aktivitäten umfassen online zugängliche Verkehrsprognosen des Autobahnnetzes von Nordrhein-Westfalen ([[OLSIM]]<ref name="OLSIM">[http://www.autobahn.nrw.de/ OLSIM]</ref> und [[Ruhrpilot]]<ref name="Ruhrpilot">[http://www.ruhrpilot.de/ Ruhrpilot]</ref>), gemeinsam mit dem Nobelpreisträger [[Reinhard Selten]] die Reaktion von Autofahrern auf [[Verkehrsfunk|Verkehrsinformation]]en<ref name="Survive">[https://www.uni-due.de/de/presse/meldung.php?id=6987 Pressemeldung der Uni Duisburg-Essen zum Projekt SURVIVE]</ref>, und die Erforschung der Dynamik von Menschenmengen.<ref name="Pesos">[https://www.uni-due.de/ptt/projekte/pesosEinleitung.shtml Projekt PeSOS]</ref> In letzterer Arbeit untersuchte er sicherheitsrelevante Aspekte von Fußballstadien, Stadtzentren sowie Fähren aus der Personenschifffahrt und entwickelte daraufhin simulationsbasierte Fluchtpläne. Seine Verkehrsmodelle erlauben unter anderem Vorhersagen über die Verlagerung von Verkehrsströmen bei der Einrichtung von verkehrsrelevanten Baustellen.


Schreckenberg war nach eigener Aussage „auf Anfrage zu einzelnen Aspekten“ zum [[Unglück bei der Loveparade 2010]]  in Duisburg konsultiert worden.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,735409,00.html | titel=Panikforscher Schreckenberg erhebt schwere Vorwürfe gegen Love-Parade-Veranstalter und Stadt Duisburg | titelerg= | autor= | hrsg= | werk=Der Spiegel 51/2010 | seiten= | datum=2010-12-18 | archiv-url= | archiv-datum= | zugriff=2011-03-16 | sprache= | format= | kommentar= | zitat= | offline= }}</ref>
Schreckenberg wurde von der Stadt Duisburg in das Genehmigungsverfahren der [[Loveparade#2010|Loveparade 2010]] eingebunden, bei welcher es zu einem [[Unglück_bei_der_Loveparade_2010|Unglück]] mit 21 Toten und 500 Verletzten kam.<ref>[http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/Chronik-einer-angekuendigten-Katastrophe-id3294715.html derwesten]</ref><ref>[https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.panikforscher-konzept-war-perfekt-vorbereitet.407f43a5-d3e1-4d9c-807d-b52f4afd0e81.html ''"Konzept war perfekt vorbereitet"''], Interview in Stuttgarter Zeitung, 27. Juli 2010</ref> Er war mit der Prüfung der Zuwege zum und Abwege vom Gelände der Loveparade beauftragt worden und erhielt dafür ein Honorar von 20.000 Euro.<ref>{{Internetquelle | url=https://blog.wdr.de/loveparade-prozess/tag-50-der-panikforscher/ | titel=Tag 50: Der Panikforscher|abruf=2021-01-21}}</ref> Nach eigener Aussage war Schreckenberg „auf Anfrage zu einzelnen Aspekten“ zur Loveparade in Duisburg konsultiert worden.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,735409,00.html | titel=Panikforscher Schreckenberg erhebt schwere Vorwürfe gegen Love-Parade-Veranstalter und Stadt Duisburg | titelerg= | autor= | hrsg= | werk=Der Spiegel 51/2010 | seiten= | datum=2010-12-18 | zugriff=2011-03-16 | sprache= | format= | kommentar= | zitat= | offline= }}</ref>


Am 5. März 2011 wurde Schreckenberg für seine Forschungsleistungen im Bereich der Theoretischen Physik in die [[Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste]] aufgenommen <ref>{{Internetquelle | url=http://www.uni-due.de/de/presse/meldung.php?id=2590 | titel=Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen | zugriff=2012-05-04}}</ref>.
2011 wurde Schreckenberg für seine Forschungsleistungen im Bereich der Theoretischen Physik in die [[Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste]] aufgenommen,<ref>{{Internetquelle | url=http://www.uni-due.de/de/presse/meldung.php?id=2590 | titel=Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen | zugriff=2012-05-04}}</ref> 2018 in die [[Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste]].


Michael Schreckenberg ist der Sohn des deutschen Historikers und Pädagogen [[Wilhelm Schreckenberg]]. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in [[Duisburg]].
Michael Schreckenberg ist der Sohn des deutschen Historikers und Pädagogen [[Wilhelm Schreckenberg]]. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in [[Duisburg]].


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|139443185}}
* [http://www.uni-due.de/ptt Homepage des Lehrstuhls „Physik von Transport und Verkehr“]
* [http://www.uni-due.de/ptt Homepage des Lehrstuhls „Physik von Transport und Verkehr“]


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Aktuelle Version vom 10. März 2021, 08:33 Uhr

Michael Schreckenberg (* 28. September 1956 in Düsseldorf) ist ein deutscher theoretischer Physiker und Hochschullehrer an der Universität Duisburg-Essen. Er ist vor allem auf dem Gebiet der Physik von Transport und Verkehr tätig.

Leben und Wirken

Michael Schreckenberg studierte Theoretische Physik an der Universität zu Köln. Mit einer Dissertation Über Spingläser und Diffusion wurde er dort 1985 bei Johannes Zittartz in Statistischer Physik promoviert. 1992 veröffentlichte er gemeinsam mit Kai Nagel das inzwischen so genannte Nagel-Schreckenberg-Modell des Autobahnverkehrs.[1] 1994 wechselte er zur Universität Duisburg-Essen, wo er 1997 Lehrstuhlinhaber für Physik von Transport und Verkehr wurde. Dort ist er auch Mitglied im Zentrum für Logistik & Verkehr.[2]

Seit Mitte der 1990er Jahre befasst er sich mit der Modellierung, Simulation und Optimierung von Transportsystemen in großen Netzwerken, besonders dem Straßenverkehr, und dem Einfluss von menschlichem Verhalten darauf. Schreckenbergs Aktivitäten umfassen online zugängliche Verkehrsprognosen des Autobahnnetzes von Nordrhein-Westfalen (OLSIM[3] und Ruhrpilot[4]), gemeinsam mit dem Nobelpreisträger Reinhard Selten die Reaktion von Autofahrern auf Verkehrsinformationen[5], und die Erforschung der Dynamik von Menschenmengen.[6] In letzterer Arbeit untersuchte er sicherheitsrelevante Aspekte von Fußballstadien, Stadtzentren sowie Fähren aus der Personenschifffahrt und entwickelte daraufhin simulationsbasierte Fluchtpläne. Seine Verkehrsmodelle erlauben unter anderem Vorhersagen über die Verlagerung von Verkehrsströmen bei der Einrichtung von verkehrsrelevanten Baustellen.

Schreckenberg wurde von der Stadt Duisburg in das Genehmigungsverfahren der Loveparade 2010 eingebunden, bei welcher es zu einem Unglück mit 21 Toten und 500 Verletzten kam.[7][8] Er war mit der Prüfung der Zuwege zum und Abwege vom Gelände der Loveparade beauftragt worden und erhielt dafür ein Honorar von 20.000 Euro.[9] Nach eigener Aussage war Schreckenberg „auf Anfrage zu einzelnen Aspekten“ zur Loveparade in Duisburg konsultiert worden.[10]

2011 wurde Schreckenberg für seine Forschungsleistungen im Bereich der Theoretischen Physik in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen,[11] 2018 in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste.

Michael Schreckenberg ist der Sohn des deutschen Historikers und Pädagogen Wilhelm Schreckenberg. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Duisburg.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kai Nagel und Michael Schreckenberg: "A cellular automaton model for freeway traffic", J. Phys. I France 2 (1992) 2221-2229
  2. Universität Duisburg-Essen: Vita Prof. Michael Schreckenberg
  3. OLSIM
  4. Ruhrpilot
  5. Pressemeldung der Uni Duisburg-Essen zum Projekt SURVIVE
  6. Projekt PeSOS
  7. derwesten
  8. "Konzept war perfekt vorbereitet", Interview in Stuttgarter Zeitung, 27. Juli 2010
  9. Tag 50: Der Panikforscher. Abgerufen am 21. Januar 2021.
  10. Panikforscher Schreckenberg erhebt schwere Vorwürfe gegen Love-Parade-Veranstalter und Stadt Duisburg. In: Der Spiegel 51/2010. 18. Dezember 2010, abgerufen am 16. März 2011.
  11. Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen. Abgerufen am 4. Mai 2012.

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