Martin Keilhacker (Physiker): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Martin Keilhacker''' (* [[23. Mai]] [[1934]] in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]]; † [[26. Februar]] [[2016]] in [[München]]<ref>[http://lebenswege.faz.net/traueranzeige/martin-keilhacker/45398084 Traueranzeige Martin Keilhacker], [[FAZ]], 10. März 2016</ref>) war ein deutscher Plasmaphysiker.<ref name="lit">{{Literatur|Autor=Hardo Bruhns, [[Karl Lackner (Physiker)|Karl Lackner]], [[Friedrich Wagner (Physiker)|Friedrich Wagner]], Michael Watkins|Titel=Zum Gedenken an Martin Keilhacker|Sammelwerk=[[Physik Journal]]|Band=15|Nummer=5|Jahr=2016|Seiten=54|DOI=}}</ref>
'''Martin Keilhacker''' (* [[23. Mai]] [[1934]] in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]]; † [[26. Februar]] [[2016]] in [[München]]<ref>[http://lebenswege.faz.net/traueranzeige/martin-keilhacker/45398084 Traueranzeige Martin Keilhacker], [[FAZ]], 10. März 2016</ref>) war ein deutscher Plasmaphysiker.<ref name="lit">{{Literatur|Autor=Hardo Bruhns, [[Karl Lackner (Physiker)|Karl Lackner]], [[Friedrich Wagner (Physiker)|Friedrich Wagner]], Michael Watkins|Titel=Zum Gedenken an Martin Keilhacker|Sammelwerk=[[Physik Journal]]|Band=15|Nummer=5|Jahr=2016|Seiten=54|DOI=}}</ref>


==Leben==
== Leben ==
Martin Keilhacker ist der Sohn des Medienpädagogen [[Martin Keilhacker]] sr. Er studierte [[Physik]] an der [[Technische Universität München|TU München]], an der er 1959 promoviert wurde. Ab 1960 war er am damaligen Institut für Plasmaphysik (IPP), dem späteren [[Max-Planck-Institut für Plasmaphysik]], in [[Garching bei München]], wo er bis 1965 an Theta Pinch Experimenten <ref>siehe [[Pinch-Effekt (Elektrodynamik)|Pinch-Effekt]]</ref> arbeitete und ab 1965 an stoßfreien Stoßwellen<ref>[http://www.scholarpedia.org/article/Collisionless_shock_wave Collisionless Shock Waves, Scholarpedia]</ref>. Von 1973 bis 1985 war er Projektleiter des [[Tokamak]]-Experiments ASDEX (Axialsymmetrisches Divertorexperiment), an dem das Divertorkonzept erfolgreich getestet und 1982 ein Plasmaregime mit verbessertem Energieeinschluss, das so genannte H-Regime, gefunden wurde – beides wichtige Bausteine für einen zukünftigen [[Fusionsreaktor]].
Martin Keilhacker ist der Sohn des Medienpädagogen [[Martin Keilhacker]]. Er studierte [[Physik]] an der [[Technische Universität München|TU München]], an der er 1959 promoviert wurde. Ab 1960 war er am damaligen Institut für Plasmaphysik (IPP), dem späteren [[Max-Planck-Institut für Plasmaphysik]], in [[Garching bei München]], wo er bis 1965 an [[Pinch-Effekt (Elektrodynamik)|Theta-Pinch-Experimenten]] arbeitete und ab 1965 an stoßfreien Stoßwellen<ref>[http://www.scholarpedia.org/article/Collisionless_shock_wave Collisionless Shock Waves, Scholarpedia]</ref>. Von 1973 bis 1985 war er Projektleiter des [[Tokamak]]-Experiments ASDEX (Axialsymmetrisches Divertorexperiment), an dem das Divertorkonzept erfolgreich getestet und 1982 ein Plasmaregime mit verbessertem Energieeinschluss, das so genannte H-Regime, gefunden wurde – beides wichtige Bausteine für einen zukünftigen [[Fusionsreaktor]].


1985 wurde er ''Associate Director'' (zuständig für das Experimental Department), 1988 ''Deputy Director'' (zuständig für Experimental Department und Theory Division), 1992 ''Acting Director'' und 1993 Direktor des [[Joint European Torus|JET-Laboratoriums]] in [[Culham]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]].<ref name="lit" /> Dort wurde unter seiner Leitung 1997 in einem [[Kernfusionsreaktor#Deuterium-Tritium-Reaktion|Deuterium-Tritium-Plasma]] ein Weltrekord von 16 [[Watt (Einheit)|MW]] [[Kernfusionsreaktor#Erfolge in der EU und den USA|Fusionsleistung]] erzielt, wobei allerdings 24&nbsp;Megawatt für die Plasmaheizung erforderlich waren.<ref name="EFDA JET Geschichte">{{Internetquelle|url=http://www.efda.org/jet/history-anniversaries/|titel=History & Anniversaries|werk=efda.org|hrsg=[[European Fusion Development Agreement|EFDA]]|zugriff=2016-06-09|archiv-url=https://web.archive.org/web/20141004054943/http://www.efda.org/jet/history-anniversaries/|archiv-datum=2014-10-04}}</ref> 1999 ging er in den Ruhestand. Er war Honorarprofessor für Plasmaphysik und Fusionsforschung an der [[Universität Duisburg-Essen|Universität-Gesamthochschule Duisburg]].<ref>DUZ: Deutsche Universitäts-Zeitung, Band 52, 1996, S. 29</ref>
1985 wurde er ''Associate Director'' (zuständig für das Experimental Department), 1988 ''Deputy Director'' (zuständig für Experimental Department und Theory Division), 1992 ''Acting Director'' und 1993 Direktor des [[Joint European Torus|JET-Laboratoriums]] in [[Culham]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]].<ref name="lit" /> Dort wurde unter seiner Leitung 1997 in einem [[Kernfusionsreaktor#Deuterium-Tritium-Reaktion|Deuterium-Tritium-Plasma]] ein Weltrekord von 16 [[Watt (Einheit)|MW]] [[Kernfusionsreaktor#Erste Erfolge in der EU und den USA|Fusionsleistung]] erzielt, wobei allerdings 24&nbsp;Megawatt für die Plasmaheizung erforderlich waren.<ref name="EFDA JET Geschichte">{{Internetquelle|url=http://www.efda.org/jet/history-anniversaries/|titel=History & Anniversaries|werk=efda.org|hrsg=[[European Fusion Development Agreement|EFDA]]|zugriff=2016-06-09|archiv-url=https://web.archive.org/web/20141004054943/http://www.efda.org/jet/history-anniversaries/|archiv-datum=2014-10-04}}</ref> 1999 ging er in den Ruhestand. Er war Honorarprofessor für Plasmaphysik und Fusionsforschung an der [[Universität Duisburg-Essen|Universität-Gesamthochschule Duisburg]].<ref>DUZ: Deutsche Universitäts-Zeitung, Band 52, 1996, S. 29</ref>


2008 wurde er Vorsitzender des Arbeitskreises Energie (AKE) der [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft]].<ref name="lit" /> In diesem Zusammenhang gab er 2010 eine Studie der DPG zur Elektrizität heraus.<ref>[http://www.dpg-physik.de/veroeffentlichung/broschueren/studien/energie_2010.pdf ''Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen Energiesystem'', pdf]</ref>
2008 wurde er Vorsitzender des Arbeitskreises Energie (AKE) der [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft]].<ref name="lit" /> In diesem Zusammenhang gab er 2010 eine Studie der DPG zur Elektrizität heraus.<ref>[https://www.dpg-physik.de/veroeffentlichungen/publikationen/studien-der-dpg/pix-studien/studien/energie_2010.pdf ''Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen Energiesystem'', pdf]</ref>


==Schriften==
== Schriften ==
*''The ASDEX Divertor Tokamak'', Nucl. Fusion 25 (1985) 1045
*''The ASDEX Divertor Tokamak'', Nucl. Fusion 25 (1985) 1045
*mit A. Gibson u.a.: ''High fusion performance from deuterium-tritium plasmas in JET'', Nucl. Fusion 39 (1999) 209
*mit A. Gibson u.&nbsp;a.: ''High fusion performance from deuterium-tritium plasmas in JET'', Nucl. Fusion 39 (1999) 209
*mit Hardo Bruhns: ''"Energiewende": Wohin führt der Weg?'', Aus Politik und Zeitgeschichte, 46-47/2011, [http://www.bpb.de/apuz/59684/energiewende-wohin-fuehrt-der-weg Online]
*mit [[Hardo Bruhns]]: ''"Energiewende": Wohin führt der Weg?'', Aus Politik und Zeitgeschichte, 46–47/2011, [http://www.bpb.de/apuz/59684/energiewende-wohin-fuehrt-der-weg Online]


==Ehrungen==
== Ehrungen ==
*1992 erhielt Keilhacker zusammen mit P.-H. Rebut, A. Gibson und M. Huguet den Royal Society Esso Energy Award
*1992 erhielt Keilhacker zusammen mit P.-H. Rebut, A. Gibson und M. Huguet den Royal Society Esso Energy Award
*2000 wurde er mit dem [[Bundesverdienstkreuz|Verdienstkreuz am Bande]] des [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]] geehrt
*2000 wurde er mit dem [[Bundesverdienstkreuz|Verdienstkreuz am Bande]] des [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]] geehrt


==Weblinks==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|1035446197}}
* {{DNB-Portal|1035446197}}
* [https://www.euro-fusion.org/jet/history/jet-directors/ Biographien der JET Direktoren]
* [https://www.euro-fusion.org/jet/history/jet-directors/ Biographien der JET Direktoren]


==Einzelnachweise==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />



Aktuelle Version vom 25. Februar 2022, 01:16 Uhr

Martin Keilhacker (* 23. Mai 1934 in Königsberg; † 26. Februar 2016 in München[1]) war ein deutscher Plasmaphysiker.[2]

Leben

Martin Keilhacker ist der Sohn des Medienpädagogen Martin Keilhacker. Er studierte Physik an der TU München, an der er 1959 promoviert wurde. Ab 1960 war er am damaligen Institut für Plasmaphysik (IPP), dem späteren Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, in Garching bei München, wo er bis 1965 an Theta-Pinch-Experimenten arbeitete und ab 1965 an stoßfreien Stoßwellen[3]. Von 1973 bis 1985 war er Projektleiter des Tokamak-Experiments ASDEX (Axialsymmetrisches Divertorexperiment), an dem das Divertorkonzept erfolgreich getestet und 1982 ein Plasmaregime mit verbessertem Energieeinschluss, das so genannte H-Regime, gefunden wurde – beides wichtige Bausteine für einen zukünftigen Fusionsreaktor.

1985 wurde er Associate Director (zuständig für das Experimental Department), 1988 Deputy Director (zuständig für Experimental Department und Theory Division), 1992 Acting Director und 1993 Direktor des JET-Laboratoriums in Culham, Großbritannien.[2] Dort wurde unter seiner Leitung 1997 in einem Deuterium-Tritium-Plasma ein Weltrekord von 16 MW Fusionsleistung erzielt, wobei allerdings 24 Megawatt für die Plasmaheizung erforderlich waren.[4] 1999 ging er in den Ruhestand. Er war Honorarprofessor für Plasmaphysik und Fusionsforschung an der Universität-Gesamthochschule Duisburg.[5]

2008 wurde er Vorsitzender des Arbeitskreises Energie (AKE) der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.[2] In diesem Zusammenhang gab er 2010 eine Studie der DPG zur Elektrizität heraus.[6]

Schriften

  • The ASDEX Divertor Tokamak, Nucl. Fusion 25 (1985) 1045
  • mit A. Gibson u. a.: High fusion performance from deuterium-tritium plasmas in JET, Nucl. Fusion 39 (1999) 209
  • mit Hardo Bruhns: "Energiewende": Wohin führt der Weg?, Aus Politik und Zeitgeschichte, 46–47/2011, Online

Ehrungen

  • 1992 erhielt Keilhacker zusammen mit P.-H. Rebut, A. Gibson und M. Huguet den Royal Society Esso Energy Award
  • 2000 wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Traueranzeige Martin Keilhacker, FAZ, 10. März 2016
  2. 2,0 2,1 2,2 Hardo Bruhns, Karl Lackner, Friedrich Wagner, Michael Watkins: Zum Gedenken an Martin Keilhacker. In: Physik Journal. Band 15, Nr. 5, 2016, S. 54.
  3. Collisionless Shock Waves, Scholarpedia
  4. History & Anniversaries. In: efda.org. EFDA, archiviert vom Original am 4. Oktober 2014; abgerufen am 9. Juni 2016.
  5. DUZ: Deutsche Universitäts-Zeitung, Band 52, 1996, S. 29
  6. Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen Energiesystem, pdf

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