Drei-Finger-Regel: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Drei-Finger-Regel''', auch '''UVW-Regel''', '''IBF-''' bzw. '''FBI-Regel''' genannt, ist eine Merkregel zur anschaulichen Bestimmung der Orientierung dreier mathematisch oder physikalisch zusammenhängender Vektoren eines dreidimensionalen Koordinatensystems, für gewöhnlich eines [[Rechtssystem_(Mathematik)|rechtshändigen oder Rechtssystems]], weshalb diese Regel häufig auch als '''Rechte-Hand-Regel''' bezeichnet wird. Letzteres ist allerdings auch ein Synonym für die ''Rechte-Faust-'' bzw. ''[[Korkenzieherregel]]''.  
{{Dieser_Artikel|stellt die Merkregel für Kreuzprodukte dar. Für die Merkregel zum Magnetfeld eines stromdurchflossenen Leiters siehe [[Korkenzieherregel]].}}
[[Datei:rechte-hand-regel.jpg|mini|Die Drei-Finger-Regel]]
Die '''Drei-Finger-Regel''' ist eine Merkregel zur Bestimmung der relativen Orientierung dreier über das [[Kreuzprodukt]] zusammenhängender [[Vektorielle Größe|vektoriellen Größen]]. Die Regel ist üblicherweise so formuliert, dass sie für die rechte Hand passt, weshalb sie auch als '''Rechte-Hand-Regel''' bezeichnet wird.


[[Bild:rechte-hand-regel.jpg|mini|Die Drei-Finger-Regel am Beispiel]]
== Geometrie ==
[[Datei:RHR.svg|mini|hochkant=1.0|Drei-Finger-Regel beim Kreuzprodukt]]


== Geometrie ==
[[Bild:RHR.svg|right|mini|hochkant=1.0|Rechte-Hand-Regel beim Kreuzprodukt]]
Die Orientierung des Vektors, der sich aus dem [[Kreuzprodukt]] <math>\vec a\times\vec b = \vec c</math> im dreidimensionalen Raum ergibt, wird veranschaulicht, indem der Daumen der rechten Hand in Richtung des Vektors <math>\vec a</math> zeigt, der Zeigefinger in Richtung des Vektors <math>\vec b</math>. Daumen und Zeigefinger liegen dabei in einer Ebene mit der Handfläche. Der Mittelfinger steht 90° ab und zeigt in Richtung des sich aus dem Vektorprodukt ergebenden Vektors <math>\vec c</math> (vgl. Bild oben).
Die Orientierung des Vektors, der sich aus dem [[Kreuzprodukt]] <math>\vec a\times\vec b = \vec c</math> im dreidimensionalen Raum ergibt, wird veranschaulicht, indem der Daumen der rechten Hand in Richtung des Vektors <math>\vec a</math> zeigt, der Zeigefinger in Richtung des Vektors <math>\vec b</math>. Daumen und Zeigefinger liegen dabei in einer Ebene mit der Handfläche. Der Mittelfinger steht 90° ab und zeigt in Richtung des sich aus dem Vektorprodukt ergebenden Vektors <math>\vec c</math> (vgl. Bild oben).


Dies kann auch für die Orientierung von [[Orthogonalität|orthogonalen]] Koordinatensystemen verwendet werden. Da eine [[zyklische Permutation]] der Reihenfolge der Vektoren unschädlich ist, gilt z.&nbsp;B. mit Einheitsvektoren:(<math>\hat x\times\hat y = \hat z \Leftrightarrow \hat z\times\hat x = \hat y \Leftrightarrow  \hat y\times\hat z = \hat x</math>).
Dies kann auch für die Orientierung von [[Orthogonalität|orthogonalen]] Koordinatensystemen verwendet werden. Da eine [[zyklische Permutation]] der Reihenfolge der Vektoren unschädlich ist, gilt z.&nbsp;B. mit Einheitsvektoren:
 
:<math>\hat x\times\hat y = \hat z \Leftrightarrow \hat z\times\hat x = \hat y \Leftrightarrow  \hat y\times\hat z = \hat x</math>


== Physik ==
== Richtung des Drehimpulses ==
Bei Rotation eines Körpers ergibt sich der üblich definierte Drehsinn (gegen den Uhrzeiger) des [[Drehimpuls]]es in gleicher Weise aus dem Kreuzprodukt des Radialvektors mit der Tangentialgeschwindigkeit <math>\vec L = \vec r \times m\vec v</math>. Die rechte Hand stellt dabei das Drehzentrum dar, der Daumen zeigt radial nach außen und der Zeigefinger in Richtung der Bewegung tangential zu dem Punkt, auf den der Daumen zeigt. Der Mittelfinger bestimmt dann die Richtung und somit das Vorzeichen des Drehimpulses. Die Regel gilt auch bei zyklischer Permutation: der Daumen zeigt in Richtung des Drehimpulses, der Zeigefinger zeigt vom Drehzentrum weg entlang dem Radius und der Mittelfinger zeigt die Richtung der Tangentialbewegung an. Dabei ist der Drehimpuls ein [[Pseudovektor|Axialvektor]], der die Drehebene sowie die Drehrichtung repräsentiert.


Bei Rotation eines Körpers ergibt sich der üblich definierte Drehsinn (gegen den Uhrzeiger) des Drehimpulses in gleicher Weise aus dem Kreuzprodukt des Radialvektors mit der Tangentialgeschwindigkeit <math>\vec L = \vec r \times \vec v</math>. Die rechte Hand stellt dabei das Drehzentrum dar, der Daumen zeigt radial nach außen und der Zeigefinger in Richtung der Bewegung tangential zu dem Punkt, auf den der Daumen zeigt. Der Mittelfinger bestimmt dann die Richtung und somit das Vorzeichen des Drehimpulses. Die Regel gilt auch bei zyklischer Permutation: der Daumen zeigt in Richtung des Drehimpulses, der Zeigefinger zeigt vom Drehzentrum weg entlang dem Radius und der Mittelfinger zeigt die Richtung der Tangentialbewegung an. Dabei ist der Drehimpuls ein [[Pseudovektor|Axialvektor]], der die Drehebene sowie die Drehrichtung repräsentiert.
== Elektromagnetismus und Elektrotechnik {{Anker|Merkregel}} ==
[[Datei:Lorentzkraft v2.svg|mini|hochkant=1.1|Lorentz-Kraft auf einen freibeweglichen positiven Ladungsträger (links) und einen stromdurchflossenen elektrischen Leiter (rechts)]]
[[Datei:UVWREGEL new.png|mini|hochkant=1.1|Linke- und Rechte-Hand-Regel im Vergleich]]


== Elektrotechnik ==
Im Kontext des Elektromagnetismus ist die Merkregel auch als ''UVW-'' („Ursache-Vermittlung-Wirkung-“) ''-Regel'' oder, nach den Größensymbolen der vorkommenden [[Vektorielle Größe|vektoriellen Größen]], als ''IBF-'' oder ''FBI-Regel'' bekannt.
[[Datei:Lorentzkraft v2.svg|mini|hochkant=1.5|Lorentz-Kraft auf einen freibeweglichen positiven Ladungsträger (links) und einen stromdurchflossenen elektrischen Leiter (rechts)]]
 
[[Datei:UVWREGEL new.png|mini|hochkant=1.5|Linke-Hand- und Rechte-Hand-Regel im Vergleich]]
Beispiel: Vorgehensweise für die Ermittlung der Auslenkung eines stromdurchflossenen Leiters in einem Magnetfeld ([[Leiterschaukel]]-Versuch):
Vorgehensweise für die Ermittlung der Auslenkung eines stromdurchflossenen Leiters in einem Magnetfeld:
# Der ausgestreckte rechte Daumen folgt der [[technische Stromrichtung|technischen Stromrichtung]], also der Bewegungsrichtung von positiv geladenen Ladungsträgern oder der entgegengesetzten Bewegungsrichtung negativer Ladungsträger.
# Der ausgestreckte rechte Daumen folgt der [[technische Stromrichtung|technischen Stromrichtung]], also der Bewegungsrichtung von positiv geladenen Ladungsträgern bzw. der entgegengesetzten Bewegungsrichtung negativer Ladungsträger.
# Der ausgestreckte rechte Zeigefinger folgt der Richtung der [[Magnetismus#Magnetfelder und Feldlinien|Magnetfeldlinien]], also der Richtung, in die sich der Nordpol eines [[Probemagnet]]en ausrichtet.
# Der ausgestreckte rechte Zeigefinger folgt der Richtung der [[Magnetismus#Magnetfelder und Feldlinien|Magnetfeldlinien]], also der Richtung, in die sich der Nordpol eines [[Probemagnet]]en ausrichtet.
# Der abgeknickte rechte Mittelfinger (senkrecht zum Zeigefinger) zeigt in die Wirkungsrichtung der [[Lorentzkraft]].
# Der abgeknickte rechte Mittelfinger (senkrecht zum Zeigefinger) zeigt in die Wirkungsrichtung der [[Lorentzkraft]].
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Für die Lorentzkraft <math>\vec F_L</math> gilt:
Für die Lorentzkraft <math>\vec F_L</math> gilt:


<math>\vec F_L = q(\vec v\times\vec B)</math> (<math>q</math>: Ladung der Teilchen, auf welche die Kraft wirkt, <math>q<0</math> bei Elektronen) bzw.
<math>\vec F_L = q(\vec v\times\vec B)</math> (<math>q</math>: Ladung der Teilchen, auf welche die Kraft wirkt, <math>q<0</math> bei Elektronen) oder


<math>\vec F_L = I(\vec l\times\vec B)</math> (<math>l</math>: stromdurchflossenes Leiterstück) <br><br>
<math>\vec F_L = I(\vec l\times\vec B)</math> (<math>l</math>: stromdurchflossenes Leiterstück)


Der Daumen zeigt in Richtung der '''''U'''rsache'', zum Beispiel in die technische Stromrichtung <math> I </math> bzw. die Bewegungsrichtung der positiven Ladung <math>q</math> (und damit entgegen der Bewegungsrichtung der Elektronen).
Zur Richtungsbestimmung des Magnetfeldes einer stromdurchflossenen Spule siehe die [[Rechte-Faust-Regel]].


Der Zeigefinger zeigt senkrecht zum Daumen parallel zu den magnetischen [[Feldlinie]]n, also der '''''V'''ermittlung'' (auch ''Verknüpfung''), dem Magnetfeld <math> \vec B</math>.
Es gibt auch die direkt auf der Bewegungsrichtung der Elektronen fußende „Linke-Hand-Regel“ oder „Linke-Faust-Regel“.<ref>Dorn-Bader: ''Physik in einem Band''. Schrödel, 2006, ISBN 3-507-86266-2, S. 291.</ref> Wie die nebenstehende Abbildung zeigt, funktionieren diese Regeln analog den Regeln der rechten Hand, allerdings nicht mehr auf Grundlage der konventionellen oder „technischen“ [[Stromrichtung]], sondern der Bewegung der Elektronen, was insbesondere dann von Nutzen ist, wenn man die Bewegung negativ geladener Teilchen wie [[Leitungselektronen]] oder [[Kathodenstrahlen]] untersucht, da man in diesem Fall auf eine gedankliche Richtungsumkehr der Ladungsträgerbewegung und rechnerisch auf die Negation (der Ladung <math>q</math> in der Lorentz-Formel, siehe oben) verzichten kann. Aufgrund der traditionellen Vorherrschaft der Rechte-Hand-Regeln jedoch empfinden viele Menschen die Linke-Hand-Regel als eine zusätzliche Regel, die sie mehr verwirrt als unterstützt, umso mehr, als auch im Schulunterricht sehr uneinheitlich mit ihrer Vermittlung umgegangen wird. <!-- Siehe z.B. Diskussion zu diesem Artikel -->


Der Mittelfinger zeigt senkrecht zu Daumen und Zeigefinger in Richtung der '''''W'''irkung'', der Lorentzkraft <math> \vec F_L </math>.  
== Mnemoniken ==
===UVW-Regel===
Der Daumen zeigt in Richtung der ''Ursache'', im Beispiel in die technische Stromrichtung <math>I</math> oder die Bewegungsrichtung der positiven Ladung <math>q</math> (und damit entgegen der Bewegungsrichtung der Elektronen). Der Zeigefinger zeigt senkrecht zum Daumen parallel zu den magnetischen [[Feldlinie]]n, also der ''Vermittlung'' (auch ''Verknüpfung''), dem Magnetfeld <math>\vec B</math>. Der Mittelfinger zeigt rechtwinklig zu Daumen und Zeigefinger in Richtung der ''Wirkung'', der Lorentzkraft <math>\vec F_L</math>. Ursache kann andererseits auch die Relativbewegung des Leiters im Magnetfeld sein. Die Wirkung ist in diesem Fall die erzwungene Bewegung der Elektronen entlang des Leiters, genannt [[elektromagnetische Induktion]] eines elektrischen Stroms.


Ursache kann andererseits auch die Relativbewegung des Leiters im Magnetfeld sein. Die Wirkung ist in diesem Fall die erzwungene Bewegung der Elektronen entlang des Leiters, genannt [[Elektromagnetische Induktion|elektromagnetische Induktion]] eines elektrischen Stroms.
=== FBI- oder IBF-Regel ===
[[Datei:3-Finger-Regel.svg|mini|Flemings Linke-Hand-Regel mit den Richtungen vom Stromfluss der Elektronen (I), dem Magnetfeld (B) und der Lorentzkraft (F<sub>L</sub>).]]
Flemings Linke-Hand-Regel, auch als FBI-Regel bekannt, verwendet die Linke Hand. Eine Alternative hierzu ist die IBF-Regel, die die rechte Hand verwendet.


Daher stammt auch der Name '''UVW-''' bzw. '''FBI'''-Regel (Beachte die unterschiedliche Reihenfolge der Finger, vgl. Bild oben).
Die Anfangsbuchstaben der beteiligten Größen werden für die Mnemonik verwendet. Der Daumen steht dabei für den Strom <math>\vec I</math> und zeigt die technische Stromrichtung an. Der Zeigefinger stellt das Magnetfeld <math>\vec B</math> dar und weist in die Magnetfeldrichtung. Der Mittelfinger zeigt die Richtung der wirkenden Lorentzkraft <math> \vec F_L </math> an. Bei der umgekehrten Buchstabenfolge ''FBI'' müssen die Finger ebenfalls in umgekehrter Reihenfolge aufgezählt werden, die Zuordnung der Finger zu den physikalischen Größen darf sich nicht umkehren.
 
Zur Richtungsbestimmung des Magnetfeldes einer stromdurchflossenen Spule siehe die [[Rechte-Faust-Regel]].


Es gibt auch die direkt auf der Bewegungsrichtung der Elektronen fußende „Linke-Hand-Regel“ bzw. „Linke-Faust-Regel“.<ref>Dorn-Bader: ''Physik in einem Band''. Schrödel, 2006, ISBN 3-507-86266-2, S. 291.</ref>: Wie die nebenstehende Abbildung zeigt, funktionieren diese Regeln analog den Regeln der rechten Hand, allerdings nicht mehr auf Grundlage der konventionellen bzw. „technischen“ [[Stromrichtung]], sondern der Bewegung der Elektronen, was insbesondere dann von Nutzen ist, wenn man die Bewegung negativ geladener Teilchen wie [[Leitungselektronen]], [[Kathodenstrahlen]] etc. untersucht, da man in diesem Fall auf eine gedankliche Richtungsumkehr der Ladungsträgerbewegung und rechnerisch auf die Negation (der Ladung <math>q</math> in der Lorentz-Formel, siehe oben) verzichten kann. Aufgrund der traditionellen Vorherrschaft der Rechte-Hand-Regeln jedoch empfinden viele Menschen die Linke-Hand-Regel als eine zusätzliche Regel, die sie mehr verwirrt als unterstützt, umso mehr, als auch im Schulunterricht sehr uneinheitlich mit ihrer Vermittlung umgegangen wird. <!-- Siehe z.B. Diskussion zu diesem Artikel -->
== Trivia ==
Die Drei-Finger-Regel ist auf der seit 2018 ausgegebenen [[Schweizer Franken#Banknoten|200-Franken-Banknote]] der Schweiz als Symbol für das Koordinatensystem abgebildet.[[Datei:CHF 200 9 front.jpg|hochkant|mini|Drei-Finger-Regel auf Schweizer Banknote]]


== Merkregel ==
== Siehe auch ==
Neben dem „UVW“ existieren zwei weitere Merkregeln.


; „'''I'''ch '''b'''in '''F'''ranz“: Die Anfangsbuchstaben lauten '''IBF'''. Der Daumen steht dabei für den Strom '''I''' und zeigt die technische Stromrichtung an. Der Zeigefinger stellt das Magnetfeld '''B''' dar und weist in die Magnetfeldrichtung. Der Mittelfinger zeigt die Richtung der Lorentzkraft '''F''' an, die auf den Leiter wirkt.
* [[Korkenzieherregel]] für die Mnemonik über die Magnetfeldrichtung (B) bei Stromdurchfluss (I) eines Leiters.
; Das amerikanische '''FBI''': Diese Regel geht von der gegenläufigen Reihenfolge der IBF-Regel und der UVW-Regel aus. Vorausgesetzt, der Mittelfinger zeigt in die Richtung der Kraft '''F''', dann stellt der Zeigefinger das Magnetfeld '''B''' und somit die magnetische Flussrichtung dar, wohingegen der Daumen für den Strom '''I''' steht und in die technische Stromrichtung zeigt.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.schule-bw.de/unterricht/faecher/physik/online_material/e_lehre_1/induktion/rollstab.htm Informationen zum Thema] (Landesbildungsserver Baden-Württemberg)
* [http://www.schule-bw.de/unterricht/faecher/physik/online_material/e_lehre_1/induktion/rollstab.htm Informationen zum Thema] (Landesbildungsserver Baden-Württemberg)
* [http://www.leifiphysik.de/elektrizitatslehre/kraft-auf-stromleiter-e-motor#Kraft%20auf%20stromf%C3%BChrende%20Leiter%20im%20Magnetfeld Drei-Finger-Regel auf Schülerniveau] ([[LEIFIphysik]])
* [https://www.leifiphysik.de/elektrizitaetslehre/kraft-auf-stromleiter-e-motor/kraft-auf-stromfuehrende-leiter-im-magnetfeld Drei-Finger-Regel auf Schülerniveau] ([[LEIFIphysik]])


== Quellen ==
== Quellen ==
<references/>
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[[Kategorie:Theoretische Elektrotechnik]]
[[Kategorie:Theoretische Elektrotechnik]]
[[Kategorie:Physikdidaktik]]
[[Kategorie:Elektrodynamik]]

Aktuelle Version vom 21. November 2021, 12:24 Uhr

Die Drei-Finger-Regel

Die Drei-Finger-Regel ist eine Merkregel zur Bestimmung der relativen Orientierung dreier über das Kreuzprodukt zusammenhängender vektoriellen Größen. Die Regel ist üblicherweise so formuliert, dass sie für die rechte Hand passt, weshalb sie auch als Rechte-Hand-Regel bezeichnet wird.

Geometrie

Drei-Finger-Regel beim Kreuzprodukt

Die Orientierung des Vektors, der sich aus dem Kreuzprodukt $ {\vec {a}}\times {\vec {b}}={\vec {c}} $ im dreidimensionalen Raum ergibt, wird veranschaulicht, indem der Daumen der rechten Hand in Richtung des Vektors $ {\vec {a}} $ zeigt, der Zeigefinger in Richtung des Vektors $ {\vec {b}} $. Daumen und Zeigefinger liegen dabei in einer Ebene mit der Handfläche. Der Mittelfinger steht 90° ab und zeigt in Richtung des sich aus dem Vektorprodukt ergebenden Vektors $ {\vec {c}} $ (vgl. Bild oben).

Dies kann auch für die Orientierung von orthogonalen Koordinatensystemen verwendet werden. Da eine zyklische Permutation der Reihenfolge der Vektoren unschädlich ist, gilt z. B. mit Einheitsvektoren:

$ {\hat {x}}\times {\hat {y}}={\hat {z}}\Leftrightarrow {\hat {z}}\times {\hat {x}}={\hat {y}}\Leftrightarrow {\hat {y}}\times {\hat {z}}={\hat {x}} $

Richtung des Drehimpulses

Bei Rotation eines Körpers ergibt sich der üblich definierte Drehsinn (gegen den Uhrzeiger) des Drehimpulses in gleicher Weise aus dem Kreuzprodukt des Radialvektors mit der Tangentialgeschwindigkeit $ {\vec {L}}={\vec {r}}\times m{\vec {v}} $. Die rechte Hand stellt dabei das Drehzentrum dar, der Daumen zeigt radial nach außen und der Zeigefinger in Richtung der Bewegung tangential zu dem Punkt, auf den der Daumen zeigt. Der Mittelfinger bestimmt dann die Richtung und somit das Vorzeichen des Drehimpulses. Die Regel gilt auch bei zyklischer Permutation: der Daumen zeigt in Richtung des Drehimpulses, der Zeigefinger zeigt vom Drehzentrum weg entlang dem Radius und der Mittelfinger zeigt die Richtung der Tangentialbewegung an. Dabei ist der Drehimpuls ein Axialvektor, der die Drehebene sowie die Drehrichtung repräsentiert.

Elektromagnetismus und Elektrotechnik

Lorentz-Kraft auf einen freibeweglichen positiven Ladungsträger (links) und einen stromdurchflossenen elektrischen Leiter (rechts)
Linke- und Rechte-Hand-Regel im Vergleich

Im Kontext des Elektromagnetismus ist die Merkregel auch als UVW- („Ursache-Vermittlung-Wirkung-“) -Regel oder, nach den Größensymbolen der vorkommenden vektoriellen Größen, als IBF- oder FBI-Regel bekannt.

Beispiel: Vorgehensweise für die Ermittlung der Auslenkung eines stromdurchflossenen Leiters in einem Magnetfeld (Leiterschaukel-Versuch):

  1. Der ausgestreckte rechte Daumen folgt der technischen Stromrichtung, also der Bewegungsrichtung von positiv geladenen Ladungsträgern oder der entgegengesetzten Bewegungsrichtung negativer Ladungsträger.
  2. Der ausgestreckte rechte Zeigefinger folgt der Richtung der Magnetfeldlinien, also der Richtung, in die sich der Nordpol eines Probemagneten ausrichtet.
  3. Der abgeknickte rechte Mittelfinger (senkrecht zum Zeigefinger) zeigt in die Wirkungsrichtung der Lorentzkraft.

Für die Lorentzkraft $ {\vec {F}}_{L} $ gilt:

$ {\vec {F}}_{L}=q({\vec {v}}\times {\vec {B}}) $ ($ q $: Ladung der Teilchen, auf welche die Kraft wirkt, $ q<0 $ bei Elektronen) oder

$ {\vec {F}}_{L}=I({\vec {l}}\times {\vec {B}}) $ ($ l $: stromdurchflossenes Leiterstück)

Zur Richtungsbestimmung des Magnetfeldes einer stromdurchflossenen Spule siehe die Rechte-Faust-Regel.

Es gibt auch die direkt auf der Bewegungsrichtung der Elektronen fußende „Linke-Hand-Regel“ oder „Linke-Faust-Regel“.[1] Wie die nebenstehende Abbildung zeigt, funktionieren diese Regeln analog den Regeln der rechten Hand, allerdings nicht mehr auf Grundlage der konventionellen oder „technischen“ Stromrichtung, sondern der Bewegung der Elektronen, was insbesondere dann von Nutzen ist, wenn man die Bewegung negativ geladener Teilchen wie Leitungselektronen oder Kathodenstrahlen untersucht, da man in diesem Fall auf eine gedankliche Richtungsumkehr der Ladungsträgerbewegung und rechnerisch auf die Negation (der Ladung $ q $ in der Lorentz-Formel, siehe oben) verzichten kann. Aufgrund der traditionellen Vorherrschaft der Rechte-Hand-Regeln jedoch empfinden viele Menschen die Linke-Hand-Regel als eine zusätzliche Regel, die sie mehr verwirrt als unterstützt, umso mehr, als auch im Schulunterricht sehr uneinheitlich mit ihrer Vermittlung umgegangen wird.

Mnemoniken

UVW-Regel

Der Daumen zeigt in Richtung der Ursache, im Beispiel in die technische Stromrichtung $ I $ oder die Bewegungsrichtung der positiven Ladung $ q $ (und damit entgegen der Bewegungsrichtung der Elektronen). Der Zeigefinger zeigt senkrecht zum Daumen parallel zu den magnetischen Feldlinien, also der Vermittlung (auch Verknüpfung), dem Magnetfeld $ {\vec {B}} $. Der Mittelfinger zeigt rechtwinklig zu Daumen und Zeigefinger in Richtung der Wirkung, der Lorentzkraft $ {\vec {F}}_{L} $. Ursache kann andererseits auch die Relativbewegung des Leiters im Magnetfeld sein. Die Wirkung ist in diesem Fall die erzwungene Bewegung der Elektronen entlang des Leiters, genannt elektromagnetische Induktion eines elektrischen Stroms.

FBI- oder IBF-Regel

Flemings Linke-Hand-Regel mit den Richtungen vom Stromfluss der Elektronen (I), dem Magnetfeld (B) und der Lorentzkraft (FL).

Flemings Linke-Hand-Regel, auch als FBI-Regel bekannt, verwendet die Linke Hand. Eine Alternative hierzu ist die IBF-Regel, die die rechte Hand verwendet.

Die Anfangsbuchstaben der beteiligten Größen werden für die Mnemonik verwendet. Der Daumen steht dabei für den Strom $ {\vec {I}} $ und zeigt die technische Stromrichtung an. Der Zeigefinger stellt das Magnetfeld $ {\vec {B}} $ dar und weist in die Magnetfeldrichtung. Der Mittelfinger zeigt die Richtung der wirkenden Lorentzkraft $ {\vec {F}}_{L} $ an. Bei der umgekehrten Buchstabenfolge FBI müssen die Finger ebenfalls in umgekehrter Reihenfolge aufgezählt werden, die Zuordnung der Finger zu den physikalischen Größen darf sich nicht umkehren.

Trivia

Die Drei-Finger-Regel ist auf der seit 2018 ausgegebenen 200-Franken-Banknote der Schweiz als Symbol für das Koordinatensystem abgebildet.

Drei-Finger-Regel auf Schweizer Banknote

Siehe auch

  • Korkenzieherregel für die Mnemonik über die Magnetfeldrichtung (B) bei Stromdurchfluss (I) eines Leiters.

Weblinks

Quellen

  1. Dorn-Bader: Physik in einem Band. Schrödel, 2006, ISBN 3-507-86266-2, S. 291.

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