Zyklon (Rakete)

Zyklon (Rakete)

Zyklon-3 startet den Meteor-3-Wettersatelliten (Plessezk, 15. August 1991)

Zyklon [ʦɪkˈlɔn] auch Tsiklon, Tsyklon ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) für Zyklone; englisch Cyclone, Tsyklon) ist ein sowjetischer Raketentyp, der auf der R-36-Interkontinentalrakete basiert. Sie wurde seit 1965 in der Sowjetunion für militärische Zwecke entwickelt und wird bis heute von der Ukraine zum Orbitaltransport von Satelliten genutzt.

Die meisten Anwendungen waren und sind militärischer Art. So wurden anfangs verschiedene orbitale Gefechtsköpfe (FOBS) erprobt, später auch Aufklärungssatelliten in Umlaufbahnen gebracht, unter anderem Radaraufklärungssatelliten vom Typ US-A mit nuklearen Reaktoren als Energiequelle. Die Zyklon wird bei KB Juschnoje und Juschmasch in Dnipro hergestellt.

Versionen

Die Entwicklung der zweistufigen Zyklon oder Zyklon-1 (GRAU-Index 11K64) begann 1965 in der Sowjetunion auf Basis der R-16.[1][2] Um diese zu einer Trägerrakete umzubauen, waren nur geringe Modifikationen notwendig und so gab es schon 1967 die ersten Testeinsätze. Bis 1971 gab es 25 Starts in suborbitale Bahnen bis 1000 km Höhe.

Dieser folgte ab 1967 die weiterentwickelte Version Zyklon-2A (NATO-Codename SL-11, GRAU-Index 11K67) nun auf Basis der stärkeren R-36, die nun auch für Satellitenstarts eingesetzt wurde. Vom 27. Oktober 1967 bis 25. Januar 1969 erfolgten acht Startversuche von Baikonur aus, davon waren 6 erfolgreich. Die Nutzlast in einen niedrigen Erdorbit in 185 km Höhe bei einer Inklination von 52° betrug ca. 3.000 kg. Als Antrieb diente in der ersten Stufe (Bezeichnung: 11S691, Länge: 18,9 m, Durchmesser 3,0 m, Masse: 122,3 t) ein RD-251 Triebwerk, welches wiederum aus drei RD-250 Triebwerken (mit jeweils zwei Brennkammern und einer gemeinsamen Turbopumpe) in einem gemeinsamen Schubrahmen bestand. Als Lageregelungstriebwerke kamen vier RD-68 mit 28,5 kN Schub zum Einsatz. In der zweiten Stufe (Bezeichnung: 11S692, Länge: 10,86 m, Durchmesser: 3,0 m, Masse: 50,4 t) kam ein RD-252 (mit jeweils zwei Brennkammern und einer gemeinsamen Turbopumpe) mit 941 kN Schub und einer Brenndauer von 160 Sekunden zum Einsatz. Die Abschaltung der ersten Stufe erfolgte per Kommando simultan mit der Zündung der zweiten Stufe, wodurch die per Gitterkonstruktion angekoppelte erste Stufe praktisch abgesprengt wird.

Ungefähr zur gleichen Zeit wurde auch die zweistufige Zyklon-2M (heute einfach Zyklon-2 genannt, GRAU-Index 11K69) entwickelt, die 1969 ihren Erststart hatte und auch heute noch (letzter Start 2006) im Einsatz ist. Die Nutzlast beträgt 2820 kg für einen 200-km-Orbit bei einer Inklination von 65°. Als Treibstoff wird, wie bei allen Raketen dieser Serie, UDMH und Distickstofftetroxid verwendet. Die Nutzlasten hatten meist einen eigenen Antrieb (Kickstufe) zur Erreichung ihrer Bahn. Der erste Start fand 1969 in Baikonur statt. Zyklon-2 wird nur in Baikonur gestartet und wurde bisher ausschließlich für militärische Nutzlasten eingesetzt, z.B. den Marineaufklärungssatelliten US-A mit Atomreaktor als Energieversorgung. Seit 1988 waren die einzigen Nutzlasten ELINT-Aufklärungssatelliten vom Typ US-P bzw. US-PU. Insgesamt wurden bisher 106 Raketen dieses Typs gestartet, davon 105 erfolgreich. Sie wird neuerdings auch in Form einer verbesserten Zyklon-2K mit drei Stufen und größerer Nutzlastverkleidung angeboten, die jedoch noch nicht zum Einsatz kam.

Die dreistufige, etwas stärkere Zyklon-3 (NATO-Code SL-14, GRAU-Index 11K68) wurde in den 1970ern entwickelt. Die Bewilligung für die Entwicklung der Drittstufe (Bezeichnung: S5M, Länge: 2,72 m, Durchmesser: 2,42 m, Masse: 4,6 t, Brenndauer: 126 s) erfolgte 2. Januar 1970. Diese wurde aus der Wiedereintrittsteil der R-36O abgeleitet und ist im Verhältnis zu den anderen beiden Stufen kleiner. Die Zyklon-3 hat eine Nutzlast von 4100 kg in einen 200-km-Orbit und konnte damit die Wostok-Trägerrakete ersetzten. Der erste Start fand am 24. Juni 1977 in Plessezk statt, die Rakete ist bis heute (letzter Start 24. Dezember 2004) im Einsatz und wird nur in Plessezk gestartet. Sie wird heute nicht mehr produziert, aber es sind noch einige Exemplare für einen zukünftigen Einsatz vorhanden. Als Nutzlasten beförderte sie zum Beispiel die Kommunikationssatelliten Strela (sechs Stück auf einmal), Meteor Wettersatelliten, Interkosmos Satelliten, den französisch/sowjetischen Satelliten Oreol und elektronische Aufklärungssatelliten vom Typ Zelina-D. Insgesamt startete die Rakete bisher 121 mal, davon acht Fehlstarts.[3]

Eine von der Ukraine verbesserte Version ist als Zyklon-4 geplant, mit größerer und schwererer Oberstufe (13,4 t statt 4,6 t), größerer Nutzlastverkleidung und digitalem Steuersystem. Solche sollten ab 2015 vom brasilianischen Startplatz Alcântara leichte Satelliten in geostationäre Transferorbits starten.[4] Brasilien zog sich jedoch 2016 aus dem Vertrag zurück.[5] Maritime Launch Services will in Kanada einen Startplatz errichten und würde nach Planung aus dem Jahr 2017 ab 2020 Zyklon-4-Raketen verwenden wollen.[6]

Technische Daten

Version Zyklon 1 Zyklon 2A Zyklon 2M Zyklon 3 Zyklon 4
Erste Stufe 8S81
3 × RD-217 +
4 × RD-68
11S691
3 × RD-250 +
4 × RD-68M
11S691
3 × RD-260 +
4 × RD-68M
Zweite Stufe 8S82
1 × RD-219 + 4 × RD-69
11S692
1 × RD-252 +
4 × RD-69M
11S692
1 × RD-262 +
4 × RD-69M
Oberstufe S5M, RD-861 S5M, RD-861K LE
Schub (am Boden) ? 2366 kN 2502 kN 2660 kN ?
Startmasse 140 t 176 t 182 t 189 t 198 t
Höhe (maximal) 30–35 m 32,8 m 35–40,8 m 39,9 m 40,0 m
Durchmesser (maximal) 3,0 m 3,0 m
4,0 m für Nutzlastverkleidung
Nutzlast (LEO 200 km) — (suborbital) 3,3 t 2,8–3,0 t 3,6–4,1 t ≈ 5 t
Nutzlast (GTO) 1,8 t

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tsyklon
  2. Russianspaceweb: Tsyklon
  3. Eugen Reichl: Das Raketentypenbuch. 1. Auflage. 2007, ISBN 978-3-613-02788-6.
  4. Thomas Weyrauch: 1. Zyklon-4-Start erst Ende 2015. raumfahrer.net, 29. September 2013, abgerufen am 28. Dezember 2013.
  5. Brasilien zieht sich aus der Vereinbarung über die ukrainische Rakete zurück, O Globo, 22. Juli 2016
  6. «Rocket City» sucht neue Umlaufbahn, NZZ, 6. Mai 2017, Seite 35