Schlangenträger

Schlangenträger

Sternbild
Schlangenträger
Legende
Ophiuchus constellation map.png
Karte des Sternbilds Schlangenträger
Lateinischer Name Ophiuchus
Lateinischer Genitiv Ophiuchi
Kürzel Oph
Rektaszension 16013316h 01m 33s bis 18455018h 45m 50s
Deklination 1698756−30° 12′ 44″ bis 2142315+14° 23′ 15″
Fläche 948 deg²
Rang 11
Voll­stän­dig sicht­bar 60° Nord bis 76° Süd
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europa Sommer
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 5
Hellster Stern (Größe) Ras Alhague (2,08)
Meteorströme
  • Ophiuchiden
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU,

Der Schlangenträger (lateinisch: Serpentarius, von griechisch Ophiochus Ὀφιοῦχος, astronomisches Zeichen: ⛎) ist ein Sternbild auf dem Himmelsäquator.

Beschreibung

Das Sternbild Schlangenträger, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Der Schlangenträger ist ein sehr ausgedehntes, aber wenig auffälliges Sternbild am Sommerhimmel. Da seine Sterne weit auseinandergezogen und wenig markant sind, ist es nicht ganz einfach, ihn zwischen dem Herkules und dem Skorpion zu identifizieren.

Der Schlangenträger besitzt eine ringförmige Gestalt, von der westlich und östlich die Sterne der Schlange ausgehen.

Durch den westlichen Teil zieht sich das Band der Milchstraße.

Obwohl die Ekliptik durch den Schlangenträger verläuft und sich die Sonne darin länger aufhält als im benachbarten Skorpion, gehört er nicht zu den Tierkreiszeichen. Denn zur Zeit der Entstehung und Benennung von Tierkreiszeichen und Sternbildern in der Antike wurde die Sternbildgrenze des Schlangenträgers oberhalb des Tierkreises gesehen, weswegen die Sonnenbahn nur durch 12 Sternbilder lief. Erst 1928 wurde offiziell festgelegt, dass jene kleinen Sterne, die in der Antike noch dem Sternbild Skorpion zugeordnet wurden, zum Sternbild Schlangenträger gehören. Somit läuft die Sonne, kartographisch gesehen, derzeit vom 30. November bis zum 18. Dezember durch das Sternbild Schlangenträger – und zwar im Tierkreiszeichen Schütze, ein 30° großer Abschnitt auf der Ekliptik direkt vor dem Punkt der Wintersonnenwende.

Geschichte

Der Schlangenträger gehört zu den 48 Sternbildern der Antike, die von Ptolemäus beschrieben wurden.

Im Schlangenträger leuchtete die helle Supernova 1604 auf.

Mythologie

Zum mythologischen Ursprung des Schlangenträgers gibt es mehrere Deutungen, unter anderem wird er mit dem Helden Herakles (lat. Hercules) gleichgesetzt, auf Rhodos galt er als der verstirnte Phorbas.

Der gängigsten Überlieferung nach stellt der Schlangenträger Asklepios (lat. Äskulap), Sohn des Apollon und seiner Geliebten Koronis, dar.

Seine Geburt stand unter einem unguten Stern. Koronis hatte sich einen weiteren Geliebten genommen, worauf der eifersüchtige Apollon sie tötete. Noch im Sterben verriet sie ihm, dass sie ein Kind von ihm in sich trage. Apollon gelang es, das Kind zu retten. Er ließ den Knaben von Cheiron, einem weisen Kentauren, aufziehen. Dieser unterwies ihn in der Heilkunst und Asklepios wurde alsbald selbst ein großer Heiler und Wohltäter der Menschheit. Als er jedoch einen Toten erweckte, empfand Zeus dies als Anmaßung und erschlug ihn mit einem Blitz.

Von Asklepios leitet sich der schlangenumrankte Äskulapstab ab, der zum Symbol der Heilkunst wurde.

Himmelsobjekte

Sterne

Darstellung Johannes Keplers. Der mit einem „N“ markierten Stern am rechten Fuß des Schlangenträgers ist Keplers Supernova Supernova 1604
B F Namen o. andere Bezeichnungen Größe Lj Spektralklasse
α 55 Ras Alhague 2,08m 47 A5 III
η 35 Sabik 2,43m 84 A2.5 Va
ζ 13 Han 2,54m 458 O9.5 V
δ 1 Yed Prior 2,73m 170 M1 III
β 60 Cebalrai 2,76m 82 K2 III
κ 27 3,19 m 86 K2 IIIvar
ε 2 Yed Posterior 3,23m 106 G8 III
θ 42 3,27m 563 B2 IV
ν 64 3,32m 153 K0 III
72 HR 6771 3,71m 83 A4 IVs
γ 62 3,75m 95 A0 V
λ 10 Marfik 3,8m 166 A2 V
67 3,93m B5 Ib
70 70 Ophiuchi 4,03m 17 K0 V SB
44 4,16m 84 A3 IVm
χ 7 4,2 bis 5,0m 489 B2 Vne
45 4,28m 111 F3 III
φ 8 4,29m 210 G8 / K0 III
HR 6401 4,33m 20 K2 III
σ 49 4,34m 1173 K3 IIvar
ι 25 4,39m 234 B8 V
ξ 40 4,39m 57 F2 / F3V
68 4,42m 265 A2 Vn
ω 9 4,45m 175 Ap
ψ 4 4,48m 178 K0 III
HR 6493 4,53m 98 F3 V
ρ 70 4,57m 394 B2 V
μ 57 4,58m 549 B8 II-III MNp
υ 64 4,62m 122 A3m
71 4,64m 238 G8 III-IV
20 4,64m 121 F7 IV
41 4,72m 218 K2 III
τ 69 4,77m 170 F5 V
51 4,78m 426 A0 V
66 4,79m 677 B2 Ve
30 4,82m 402 K4 III
74 4,85m 269 G8 III
58 4,86m 57 F6 / F7V
HR 6196 4,91m 391 G8 II/III
e 5,03m 691 K4 II-III
ο 39 5,14m 363 K
23 5,23m 248 K2 III
HR 6128 5,24m 507 M2 comp
43 5,30m 600 K4 / K5III
HR 6516 5,31m 54 G8 IV-V
37 5,32m 777 M2III
HR 6985 5,38m 127 F5 III
HR 6136 5,41m 423 K4 IIIp
HR 6857 5,41m 147 K2 III
HR 6507 5,41m 206 A8 V
HR 6987 5,43m 103 F3 V
HR 6375 5,43m 132 F5 IV
HR 6686 5,44m 426 G9 III
HR 6800 5,50m 412 K2 III
Barnards Pfeilstern 9,5m 5,9

β Ophiuchi ist ein 84 Lichtjahre entfernter, orange leuchtender Stern der Spektralklasse K2 III. Der Name Cebalrai stammt aus dem Altarabischen und bedeutet „Schäferhund“.

δ Ophiuchi ist ein rötlicher Stern der Spektralklasse M1 III in 170 Lichtjahren Entfernung. Der Name Yed Prior ist aus dem Arabischen und Lateinischen zusammengesetzt und bedeutet „vordere Hand“.

Der gelb leuchtende Stern ε Ophiuchi ist etwas mehr als 100 Lichtjahre entfernt. Sein Eigenname Yed Posterior bedeutet „hintere Hand“.

Barnards Pfeilstern ist der Stern mit der höchsten gemessenen Eigenbewegung. Pro Jahr legt er eine Distanz von 10 Bogensekunden zurück. In hundert Jahren sind dies etwa 15 Bogenminuten, dies entspricht dem halben Vollmonddurchmesser am Himmel. Barnards Stern ist nur 5,9 Lichtjahre entfernt und nach dem Alpha Centauri-System der nächste Nachbar der Sonne. Er bewegt sich weiter auf unser Sonnensystem zu und wird in etwa 10.000 Jahren in einer Entfernung von vier Lichtjahren daran vorbeiziehen. Barnards Stern ist ein äußerst lichtschwacher rötlicher Zwergstern, dessen Leuchtkraft nur 1/2.500 unserer Sonne beträgt.

Doppelsterne

System Größen Abstand
α 2,08 / 7m
λ 4,2 / 5,2m 1,5"
τ 5,2 / 5,9m 1,8"
61 6,2 / 6,6m 7,1"
70 4,2 / 6,0m 4,3"

α Ophiuchi ist ein 47 Lichtjahre entferntes Doppelsternsystem. Der Hauptstern ist ein weiß-blau leuchtender Stern der Spektralklasse A5 III mit der 26-fachen Leuchtkraft unserer Sonne. Er besitzt einen Begleiter 7. Größenklasse, der ihn in 8,7 Jahren umkreist.
Der altarabische Name Ras Alhague leitet sich von „Haupt des Schlangenbeschwörers“ ab.

Das System η Ophiuchi ist 84 Lichtjahre entfernt. Zwei weißlich leuchtende Sterne umkreisen einander in so engem Abstand, dass sie nur mit größeren Teleskopen zu beobachten sind. Der arabische Name Sabik bedeutet „der Vorausgehende“.

Veränderliche Sterne

Stern Größe Periode Typ
χ 4,2 bis 5,0m unregelmäßig Veränderlicher
RS 4,5 bis 12,5m wiederkehrende Nova

χ Ophiuchi ist ein unregelmäßig veränderlicher Stern in 489 Lichtjahren Entfernung.

RS Ophiuchi ist ein Veränderlicher vom Typ „wiederkehrende Nova“. In unregelmäßigen Abständen von etwa 20 bis 30 Jahren zeigt er dramatische Helligkeitsausbrüche, so 1898, 1933, 1958, 1967, 1985 und 2006. Am 13. Februar 2006 erreichte er eine Helligkeit von 4,5m und war mit bloßem Auge deutlich sichtbar. Seine Entfernung konnte bislang nicht genau bestimmt werden und wird auf 2.000 bis 5.000 Lichtjahre geschätzt.

Im Jahr 1919 wurde die Nova Ophiuchi 1919 mit einer maximalen Helligkeit von 7,5m beobachtet.

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M) NGC sonstige Größe Typ Name
9 6333 8m Kugelsternhaufen
10 6254 6,5m Kugelsternhaufen
12 6218 6,5m Kugelsternhaufen
14 6402 7,5m Kugelsternhaufen
19 6273 7,5m Kugelsternhaufen
62 6266 7,4m Kugelsternhaufen
107 6171 8m Kugelsternhaufen
NGC 6240 Galaxie
NGC 6293 8,2m Kugelsternhaufen
NGC 6304 8,4m Kugelsternhaufen
NGC 6356 8,4m Kugelsternhaufen
NGC 6366 10m Kugelsternhaufen
NGC 6384 10,4m Galaxie
NGC 6572 8m Planetarischer Nebel
NGC 6633 4,6m Offener Sternhaufen
IC 4665 6,5m Offener Sternhaufen
IC 4604 ρ Oph 4,6m Reflexionsnebel
Mel 186 3,0m Offener Sternhaufen

Im Schlangenträger befindet sich eine Reihe von Kugelsternhaufen, die der französische Astronom und Kometenjäger Charles Messier in seinen Katalog nebliger Objekte (Messier-Katalog) aufgenommen hat.

Der sonnennächste ist M 10 mit einer Entfernung von 15.000 Lichtjahren.

M 12 und M 107 sind jeweils 20.000 Lichtjahre entfernt.

M 9 und M 14 liegen in einer Entfernung von 25.000 bzw. 40.000 Lichtjahren.

IC 4665 ist ein offener Sternhaufen in ca. 1.200 Lichtjahren Entfernung. Er kann bereits mit einem Prismenfernglas in Einzelsterne aufgelöst werden.

Der offene Sternhaufen Mel 186 ist mit einer Gesamthelligkeit von 3,0 mag schon mit bloßem Auge leicht zu finden. Bei dem Sternhaufen handelt es sich um das nicht anerkannte Sternbild Königlicher Stier von Poniatowski.

Weitere Objekte

1997 wurde der planetarischer Nebel JaFu 1 von den George H. Jacoby und L. Kellar Fullton et al. entdeckt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Sternbild Schlangenträger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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