Eigil Friis-Christensen

Eigil Friis-Christensen

Eigil Friis-Christensen (* 29. Oktober 1944; † 21. September 2018[1]) war ein dänischer Geo- und Weltraumphysiker.

Leben

1971 erlangte Friis-Christensen den Cand. Mag. (Dr.) in Geophysik an der Universität von Kopenhagen.[2] 1972 wurde er Geophysiker am Dänischen Meteorologischen Institut. Im August 1972 begann sein Interesse an der Aktivität der Sonne zu erwachen. Er befand sich in einem Zelt, als er einen extremen Sonnensturm wahrnahm:[3]

„Ich war in Grönland wegen meines ersten Auftrages in meinem neuen Job als Geophysiker des Dänischen Meteorologischen Instituts. Ich war dabei, eine Reihe von Magnetometerstationen an der Westküste aufzubauen … als ich beobachtete, wie die Schreibnadeln meines Aufzeichnungsgerätes so wild ausschlugen, dass sie das Papier fast wegrissen – damals hatten wir keine digitalen Geräte – und ich fragte mich, ob solche großen Ereignisse auch einen Einfluss in der unteren Atmosphäre, auf Wetter und Klima, haben könnten. Dieser Sturm schnitt mich für neun Tage von der Außenwelt ab – jeder Funkkontakt war unterbrochen – so dass ich viel Zeit hatte, über die enormen Kräfte nachzudenken, die hier am Werk waren.“

1976–1997 war er Forschungsleiter des grönländischen Magnetometernetzwerkes.

1991–1997 war er Chef der Abteilung für Solar-Terrestrische Physik am Dänischen Meteorologischen Institut. 1992 war er auch am Projekt des ersten dänischen Satelliten Ørsted beteiligt, der Februar 1999 ins All startete.

1997 griffen Friis-Christensen und Henrik Svensmark den Gedanken auf, dass kosmische Strahlung einen Einfluss auf das Klima haben könnte. Sie schlugen eine mögliche Verbindung zwischen kosmischen Strahlen, der Wolkenbildung und der Globalen Erwärmung vor, die durch Variationen der Sonnenwindintensität beeinflusst würde, genannt Kosmoklimatologie.

2002 wurde er als Forschungsleiter der ESA-Mission SWARM bestellt. Am 27. September 2007 gab er die Birkeland-Vorlesung Unrest on the sun – storms on the Earth. The magnetic connection in Oslo.[4]

1996–2006 war Friis-Christensen außerordentlicher Professor der Geophysik und Weltraumphysik[5] am Niels-Bohr-Institut der Universität von Kopenhagen[6] und publizierte über 140 Artikel und Bücher. Er gibt weltweit Vorlesungen einschließlich einer Präsentation am U.S. National Institute of Aerospace im Jahr 2008.[7]

Von 2004 bis 2012 war er Direktor des Dänischen Raumfahrtzentrums an der Technischen Universität Dänemarks.[8]

Länge des Sonnenfleckenzyklus und Globale Erwärmung

In den Jahren 1991 und 1995 publizierte Christensen zusammen mit Knud Lassen zwei Arbeiten,[9][10] die auch in der Öffentlichkeit einige Aufmerksamkeit erregten.[11] Darin wird eine vermeintlich hohe Korrelation zwischen der Temperaturentwicklung der Erde, einschließlich der Globalen Erwärmung, und der Länge des Sonnenfleckenzyklus hergestellt. Die New York Times schrieb über die Arbeit 1991: "Obwohl die Korrelation, die Dr. Friis-Christensen und Dr. Lassen, aufzeigen, nicht endgültig bewiesen ist, nannte sie eine Reihe von Wissenschaftlern dennoch bemerkenswert wegen der engen Übereinstimmung zwischen Sonnen- und Temperaturtrends".[12]

Im Jahr 1997 schlug er zusammen mit Henrik Svensmark als physikalische Ursache für den scheinbaren Zusammenhang zwischen der Länge des Sonnenfleckenzyklus und der globalen Temperatur den Einfluss der Sonnenaktivität auf die kosmische Strahlung vor. Diese gelangt bei geringerer Sonnenaktivität in höherer Intensität in die Erdatmosphäre und könnte, so die Hypothese, einen Einfluss auf die Wolkenbildung haben. Für einen Datensatz fanden sie eine Korrelation zwischen Intensität der kosmischen Strahlung und Wolken, eine mikrophysikalische Erklärung für die Vermutung konnten sie nicht liefern.[13] Ob kosmische Strahlung überhaupt einen Einfluss auf die Wolkenbildung haben kann und wie ein solcher mikrophysikalischer Prozess aussehen könnte, ist Gegenstand aktueller Forschung, unter anderem des CLOUD-Experiments.

Die hohe Korrelation zwischen Sonnenfleckenzyklus-Länge und globaler Temperatur und die Hypothese, dass sich dadurch die gegenwärtige globale Erwärmung wesentlich erklären ließe, erwiesen sich jedoch als nicht haltbar.[14][15][16] So stellte der Ko-Autor Knud Lassen im Jahr 2000 selbst fest, dass es für den Zeitraum ab 1990 keine Korrelation mehr gab.[17]

Die Arbeiten wurden dennoch von Klimaskeptikern aufgegriffen und spielten – auch nachdem sich der scheinbare statistische Zusammenhang als haltlos erwiesen hatte – eine prominente Rolle, auf Blogs wie Watts Up With That[18] oder in Filmen wie The Climate Conflict, 2001,[11] oder The Great Global Warming Swindle, 2007, in dem Christensen auch selbst als Experte auftrat. Christensen kritisierte den Film nach seinem Erscheinen, seine Daten seien in dem Film verfälscht worden und der Film schließe fälschlicherweise menschliche Treibhausgasemissionen als Ursache der globalen Erwärmung aus.[19]

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1995 „Director Ib Henriksens“ Forschungspreis
  • 1995 gewähltes Mitglied des Exekutivkomitees der Internationalen Vereinigung für Geomagnetismus und Aeronomie, IAGA
  • 1996 Elected Associate der Royal Astronomical Society, London
  • 2003 Vizepräsident der IAGA
  • Auswärtiges Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nils Olsen, Chris Finlay: Eigil Friis-Christensen passed away. International Association of Geomagnetism and Aeronomy, abgerufen am 2. Oktober 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  2. Director, Dr. Eigil Friis-Christensen, Danish Space Research Institute: Correlations between Solar Activity and Global Climate (Memento vom 14. August 2007 im Internet Archive)
  3. @1@2Vorlage:Toter Link/www.nationalpost.com(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Science, not politics) , nationalpost.com.
  4. The Birkeland Lecture 2007: “Unrest on the Sun – storms on the Earth. The magnetic connection”
  5. Professor Dr. Eigil Friis-Christensen, Danish National Space Center, DTU
  6. isac-esa.org: CV - Eigil Friis-Christensen (Memento vom 16. August 2007 im Internet Archive)
  7. NIA Seminar by Eigil Friis-Christensen: Solar Activity Variations, Cosmic Rays, Clouds, and Climate Change (Memento vom 9. Mai 2008 im Internet Archive)
  8. Historisk baggrund for instituttet. Danmarks Tekniske Universitet, DTU Space, 4. März 2016, abgerufen am 3. Oktober 2016: „Kristian Pedersen efterfølger Eigil Friis-Christensen, der var direktør for Danmarks Rumcenter og sidenhen DTU Space fra 2004 og frem til 2012.“
  9. Eigil Friis-Christensen und Knud Lassen: Length of the Solar Cycle: An Indicator of Solar Activity Closely Associated with Climate. In: Science. 1991, doi:10.1126/science.254.5032.698.
  10. Knud Lassen und Eigil Friis-Christensen: Variability of the solar cycle length during the past five centuries and the apparent association with terrestrial climate. In: Journal of Atmospheric and Terrestrial Physics. Juli 1995, doi:10.1016/0021-9169(94)00088-6.
  11. 11,0 11,1 Paul E. Damon und Peter Laut: Pattern of strange errors plagues solar activity and terrestrial climate data. In: EOS. September 2004, doi:10.1029/2004EO390005 ([1] [PDF; abgerufen am 17. August 2016]).
  12. New York Times: Danes Link Sunspot Intensity to Global Temperature Rise
  13. Henrik Svensmark und Eigil Friis-Christensen: Variation of cosmic ray flux and global cloud coverage—a missing link in solar-climate relationships. In: Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics. Band 59, Nr. 1, 1997.
  14. P. M. Kelly und T. M. L. Wigley: Solar cycle length, greenhouse forcing and global climate. In: Nature. November 1992, doi:10.1038/360328a0.
  15. P. Laut und J. Gundermann: Solar cycle length hypothesis appears to support the ipcc on global warming. In: Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics. Dezember 1998, doi:10.1016/S1364-6826(98)00155-2.
  16. Benjamin A. Laken u. a.: A cosmic ray-climate link and cloud observations. In: Journal of Space Weather and Space Climate. November 2012, doi:10.1051/swsc/2012018 (Online [abgerufen am 20. August 2016] Geht u. a. auf Svensmark und Christensen (1997) und die scheinbare Korrelation zwischen solar modulierter galaktischer Strahlung und Wolkenbedeckung ein. Open-Access.).
  17. Peter Thejll und Knud Lassen: Solar forcing of the Northern hemisphere land air temperature: New data. In: Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics. September 2000, doi:10.1016/S1364-6826(00)00104-8.
  18. Birgit Schneider, Thomas Nocke, Georg Feulner: Twist and Shout: Images and Graphs in Skeptical Climate Media. In: Birgit Schneider und Thomas Nocke (Hrsg.): Image Politics of Climate Change. Transcript Verlag, 2014, ISBN 978-3-8376-2610-0.
  19. Extracts from Ofcom Complaint, by Category: Misrepresentation of Eigil Friis-Christensen’s Views. In: ofcomswindlecomplaint.net. Abgerufen am 17. August 2016 (Beschwerde an das UK Office of Communications (Ofcom) zu Channel 4’s Film The Great Global Warming Swindle, eingereicht am 11. Juni 2007).