Drache (Sternbild)

Drache (Sternbild)

Sternbild
Drache
Legende
Draco constellation map.png
Karte des Sternbilds Drache
Lateinischer Name Draco
Lateinischer Genitiv Draconis
Kürzel Dra
Rektaszension 922289h 22m 28s bis 20544920h 54m 49s
Deklination 2473251+47° 32′ 51″ bis 2862756+86° 27′ 56″
Fläche 1083 deg²
Rang 8
Voll­stän­dig sicht­bar 90° Nord bis 15° Süd
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europa Ganzjährig
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 3
Hellster Stern (Größe) Etamin (2,23)
Meteorströme

Draconiden

Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU,

Der Drache (lateinisch Draco) ist ein Sternbild des Nordhimmels. Es ist für Mitteleuropa zirkumpolar, d. h. in unseren Breiten das ganze Jahr über sichtbar.

Beschreibung

Das Sternbild Drache, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Der Drache ist ein sehr ausgedehntes Sternbild, das sich als langer Sternenzug um den Kleinen Bären (Ursa Minor) herum windet und den Himmel zirkumpolar nahezu halb umspannt. Der Kopf wird von vier Sternen gebildet, die – der Mythologie entsprechend – zum Herkules gerichtet sind. Die Sterne β (Alwaid, gelbgrün) und γ (Etamin, rot) bilden seine verschiedenfarbigen Augen. Im Bereich des Schwanzes reicht das Sternbild zwischen dem Kleinen und dem Großen Bären (Ursa Maior) bis in die Nähe des heutigen Himmelsnordpols; vor fünftausend Jahren zeigte die Erdachse den damaligen Pol des Nordhimmels nahe dem Stern α (Thuban).

In der vorderen Windung des als Drachenbild aufgefassten Sternzuges, dem Katzenaugennebel (NGC 6543) nahe, liegt dagegen der nördliche Ekliptikpol, um den der Himmelsnordpol in Verlängerung der Erdachse aufgrund der Präzession in knapp 26.000 Jahren einmal herum wandert.

Geschichte

Der Drache gehört zu den klassischen 48 Sternbildern der Antike, die von Ptolemäus erwähnt werden.

In der antiken griechischen Astronomie war der Kleine Bär Bestandteil des Drachen, dessen Flügel er bildete.

Aufgrund der Präzessionsbewegung der Erde war der Hauptstern Thuban (α Draconis) vor 5.000 Jahren der Polarstern des Nordhimmels. Die geringste Distanz zum exakten Himmelspol wurde um 2830 v. Chr. mit 10 Bogenminuten erreicht.

Mythologie

Zum mythologischen Ursprung des Sternbilds existieren mehrere Versionen:

Im babylonischen Schöpfungsepos Enūma eliš wird erzählt, dass Marduk die als gehörnte Seeschlange dargestellte Göttin der Salzwasser Tiamat besiegt, ihren Körper längs teilt, eine Hälfte biegt und so den Himmel formt. Aus der anderen Hälfte des Drachen erschafft er die Erde. Bei dieser Version spannt sich der Drache über den Himmel, wobei Kopf und Schwanz einander diametral gegenüberliegen.[1]

In den Schöpfungsgeschichten der griechischen Mythologie taucht kein drachenähnliches Untier auf. Doch ist in den Mythen der Helden der Drache zu überwinden. So kann die spätere Stadt Theben erst gegründet werden, nachdem Kadmos den an dieser Stelle wohnenden Drachen tötete und eine Hälfte von dessen Zähnen in den Boden versenkte.

In der Argonautensage um Jason bewachte der Drache das Goldene Vlies.

Im Sagenkreis um Herakles handelte es sich um Ladon, einen hundertköpfigen Drachen. Herakles wurde die Aufgabe übertragen, die goldenen Äpfel der Hesperiden zu stehlen, deren Genuss Unsterblichkeit und ewige Jugend verhieß. Die Äpfel wurden streng von Ladon und den Hesperiden bewacht. Herakles konnte die Äpfel schließlich an sich nehmen.

Hierzu gibt es wiederum zwei Versionen:

Zum einen soll er den Titanen Atlas überredet haben, die Äpfel für ihn zu holen, während er ihm die schwere Last abnahm, das Himmelsgewölbe zu tragen. Der anderen Version nach holte Herakles die Äpfel selbst, wobei er den Drachen tötete. Herakles wurde ebenfalls als Sternbild verewigt. Er befindet sich unter dem römischen Namen Herkules in der Nähe des Drachenkopfes am Himmel.

Himmelsobjekte

Sterne

B F Namen o. andere Bezeichnungen Größe Lj Spektralklasse
γ 33 Etamin, Ettanin, Eltanin 2,23m 150 K5 III
η 14 Aldhibain, Al Dhibain 2,74m 80 G8 III
β 23 Alwaid, Rastaban, Asuia 2,79m 400 G2 II
δ 57 Altais, Al Tais, Nodus Secundus 3,07m 100 G9 III
ζ 22 Aldhibah, Nodus I 3,17m 300 B6 III
ι 12 Edasich, Ed Asich 3,29m 102 K2 III
χ 44 3,57m 25 F7 V
α 11 Thuban 3,65m 300 A0 III
ξ 32 Grumium 3,7m ca. 110 K2 III
ε 63 Epsilon Draconis (Tyl) 3,83m 147 G7 + K5
λ 1 Gianfar, Giaufar, Juza 3,8m ca. 330 M0 III
κ 5 3,87m 400 B8 III
θ 13 4,01m 60 F8 IV
φ 43 4,22m
ψ 31 Dsiban 4,27m 70 F5 + F9
HR 3751 4,29m
τ 60 4,45m
17 4,5m 300 B9 + A1 + B9
ρ 67 4,51m
π 58 4,59m
i 10 CU 4,65m
ο 47 4,66m
σ 61 Alsafi 4,7m 18,8 K0 V
39 4,8m 150 A1 + A5
ω 28 4,80m
υ 52 4,82m
42 Fafnir 4,82m 317 K1.5 III
g 18 4,83m
ν2 25 Kuma 4,87m 120 A5
ν1 24 Kuma 4,88m 120 A6
h 19 4,89m
μ 21 Alrakis, Arrakis 4,92m 85 F7 V + F7 V
6 4,94m
4 CQ 4,95m
54 4,99m
15 5,00m
30 5,02m
36 5,03m
35 5,04m
c 46 5,04m
f 27 5,05m
59 5,13m
2 5,20m
73 5,20m
26 5,23m 50 G0 + K3
8 5,24m
3 5,30m
9 5,32m
50 5,35m
51 5,38m
7 5,43m
ψ 34 5,45m
75 5,46m
49 5,48m

Die Namen der Sterne Ettanin, Thuban und Rastaben sind arabischen Ursprungs und leiten sich aus der arabischen Bezeichnung für Drachen ab.

Ettanin, der hellste, ist ein 150 Lichtjahre entfernter Stern der Spektralklasse K5 III.

Doppelsterne

System Größen Abstand
ε 3,9m/7,3m 3,2"
ψ 4,6m/5,8m 30,3"
ν 4,9 m/4,9m 61,9"
39 5,0m/7,8m/7,2m 3,9" und 89"
26 5,3m/8,0m 1,7"
17 5,4m/6,4m 3,3"
μ 5,7m/5,7m 1,9"

ν Draconis ist ein Doppelsternsystem in 120 Lichtjahren Entfernung. Die beiden Komponenten können aufgrund des weiten Winkelabstandes von fast 62 Bogensekunden bereits mit einem Prismenfernglas in Einzelsterne aufgelöst werden.

39 Draconis ist ein 150 Lichtjahre entferntes Mehrfachsternsystem, bei dem drei Sterne einen gemeinsamen Schwerpunkt umkreisen.

Veränderliche Sterne

Stern Größe Periode Typ
R 6,7m–13m 245,5 Tage Mira-Typ
T Dra 7,2m–13,5m 421,2 Tage Mira-Typ
RY Dra 6,5m–8,0m 172 Tage halbregelmäßig Veränderlicher

Die Sterne R und T Draconis sind pulsationsveränderliche Sterne vom Typ Mira. Es handelt sich dabei um leuchtkräftige rote Riesen oder Überriesen, die sich rhythmisch aufblähen und wieder zusammenziehen, was als deutliche Helligkeitsschwankung beobachtet werden kann. Während des Maximums werden R und T so hell, dass sie mit einem Fernglas aufgespürt werden können. Im Minimum sinkt ihre Helligkeit unter 13m ab, so dass ihre Beobachtung ein größeres Teleskop erfordert.

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M) NGC sonstige Größe Typ Name
102 5866 9m Galaxie
5907 10m Galaxie
6503 10m Galaxie
6543 9m Planetarischer Nebel Katzenaugennebel

NGC 6543 ist ein Planetarischer Nebel, also ein Stern, der am Ende seiner Entwicklung die äußere Gashülle abgestoßen hat. Im Zentrum befindet sich ein extrem heißer Weißer Zwergstern. NGC 6543 erscheint im Teleskop als diffuser Nebelfleck mit einem schwachen Sternchen im Zentrum. Der komplexe Aufbau des Nebels, der ihm den Namen Katzenaugennebel gab, wird erst auf langbelichteten Fotografien sichtbar. Das Hubble-Teleskop lieferte besonders beeindruckende Bilder des Nebels.

Das Messierobjekt M 102 ist eine Spiralgalaxie vom Typ S0 in 30 Millionen Lichtjahren Entfernung.

NGC 5907 und NGC 6503 sind Spiralgalaxien vom Typ Sc in 30 bzw.15 Millionen Lichtjahren Entfernung.

Alle drei Galaxien sind im Teleskop nicht sehr auffällig und erscheinen als neblige Fleckchen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jim Tester: A History of Western Astrology. Boydell & Brewer, 1999, ISBN 0-85115-255-4, S. 121.

Weblinks

Commons: Drache (Sternbild) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien