Bärenhüter

Bärenhüter

Sternbild
Bärenhüter
Legende
Bootes map.png
Karte des Sternbilds Bärenhüter
Lateinischer Name Bootes, Arctophylax, Custos[1][2][3]
Lateinischer Genitiv Bootae und Bootis, Arctophylacis, Custodis
Kürzel Boo
Rektaszension 13354913h 35m 49s bis 15492815h 49m 28s
Deklination 2072138+7° 21′ 38″ bis 2550242+55° 02′ 42″
Fläche 907 deg²
Rang 13
Voll­stän­dig sicht­bar 90° Nord bis 50° Süd
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europa November - September
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 3
Hellster Stern (Größe) Arktur (−0,04)
Meteorströme
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU,

Der Bärenhüter ist ein helles Sternbild nördlich des Himmelsäquators nahe beim Großen Bären. Der gebräuchliche Name des Sternbildes ist Bootes [boˈoːteːs], auch mit Trema Boötes geschrieben, und stammt über lateinisch bootes von {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) boōtēs ‚der mit Stieren pflügt‘. Auch die Übersetzung Rinderhirte wird gelegentlich für das Bild verwendet.[4][5]

Der Bärenhüter ist ungewöhnlich reich an Doppelsternen, von denen einige (z. B. δ, ι und µ Bootis) auch mit dem Feldstecher gut trennbar sind. Sternhaufen und -nebel enthält das Sternbild hingegen kaum.

Beschreibung

Das Sternbild Bärenhüter, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann.

Der Bärenhüter ist ein auffälliges Sternbild am Frühlings- und Sommerhimmel. Seine Figur stellt eine etwas gekrümmte Mannesfigur dar, deren Hauptsterne 1. bis 3. Größe an einen Kinderdrachen oder eine große Eistüte erinnern.

Er steht zwischen dem Herkules und der Jungfrau. Um ihn zu finden, kann man sich am Großen Wagen (Großer Bär) orientieren. Wenn man den Bogen der Deichselsterne verlängert, gelangt man zu dem auffällig rötlichen Arktur, der nicht nur der hellste Stern des Bärenhüters, sondern des gesamten Nordhimmels ist.

Der nördliche Teil ist in den mittleren Breiten zirkumpolar.

Geschichte

Der Bärenhüter gehört zu den 48 Sternbildern der antiken griechischen Astronomie, die bereits von Ptolemäus beschrieben wurden.

Der Name Bärenhüter (griechisch: Ἀρκτοφύλαξ Arktophýlax) bezieht sich auf die Nähe zu den Sternbildern des Großen und Kleinen Bären und steht auch in Verbindung mit dem Sternbild Jagdhunde als mythologische Verkörperung der Begleithunde des Ochsentreibers oder Bärenhüters. Der Hauptstern des Sternbildes, Arcturus, scheint dabei am Himmel dem „Schwanz“ des Großen Bären zu folgen. Der Stern β Bootis (Falschübernahme aus dem Arabischen als „Nekkar“ statt richtig „baqqār“) trägt ebenfalls den Namen „Ochsentreiber“.[6]

Bei der Einführung der offiziellen Grenzen moderner Sternbilder durch die Internationale Astronomische Union (IAU) wurden zwei alte Sternbilder zu Gunsten des Bärenhüters aufgelöst. Im Nordteil des Sternbildes an der Grenze zum Drachen befand sich das Sternbild Mauerquadrant, nach dem auch der Meteorstrom der Quadrantiden benannt ist, im Süden an der Grenze zur Jungfrau befand sich das Sternbild Berg Mänalus.

Meteorströme

Im Bärenhüter liegt der Radiant der Quadrantiden, eines Meteorstroms, der am 3. Januar eines jeden Jahres sein Maximum hat. Dann können 40 bis 200 Meteore pro Stunde beobachtet werden.

Mythologie

Zum mythologischen Ursprung des Sternbildes gibt es mehrere Versionen.

Ein antiker Mythos sieht im Bärenhüter den Arkas (Ἀρκάς), den Sohn des Zeus und der Nymphe Kallisto. Um diese vor der Rache Heras zu retten, verwandelte er sie in eine Bärin. Als Arkas sie unwissend auf der Jagd erlegen wollte, versetzte Zeus beide an den Himmel.

Einer anderen Überlieferung nach ist der Bärenhüter Philomelos, der Sohn des Iasion und der Demeter, der den Wagen und den von Ochsen gezogenen Pflug erfand. Nach Catherine Tennant[7] stellt der Ochsentreiber den Übergang vom Nomadentum zum sesshaften antiken Landbau dar.

Eine dritte Version sieht im Bärenhüter Ikarios, den der Weingott Dionysus in die Kunst des Weinbaus einweihte. Ikarios zog eines Tages los, um den Rebensaft zu verkaufen. Als er einer Gruppe von Hirten das bisher unbekannte Getränk einschenkte, glaubten sie, Ikarios wolle sie vergiften, und erschlugen ihn. Erigone, die Tochter des Ikarios, erhängte sich daraufhin vor Trauer.
Dionysus verewigte Ikarios und seine Tochter am Himmel, die als Jungfrau in der Nähe ihres Vaters zu sehen ist.

Himmelsobjekte

Sterne (nach Helligkeit gereiht)

Sternbild Bärenhüter (Stich)
B
F
Namen o. andere Bezeichnungen
m
M
Lj
Spektralklasse
α 16 Arktur, Arcturus, Haris el sema −0,04 −0,31 36,7 K2 III
ε 36 Izar, Mirak, Pulcherrima 2,35 −1,69 210 K0 II + A2 V
η 8 Mufrid 2,68 2,41 37 G0 IV
γ 27 Seginus, Ceginus, Haris 3,03 0,96 85 A7 III
δ 49 Delta Bootis 3,46 0,69 117 G8 III
β 42 Nekkar, Nakkar, Meres 3,49 −0,64 148 G8 III
ρ 25 3,57 0,27 149 K3 III
ζ 30 3,78
θ 23 Asellus Primus 4,04 47 F7 V
υ 4 4,05
λ 19 4,18 97 A0p
μ 51 Alkalurops, Inkalunis, Clava, Venabulum 4,31 120
σ 28 4,47
1π1 29 4,49
τ 49 Tau Bootis 4,50 3,53 50,8 F6 IV
ψ 43 4,52
κ 17 Asellus Tertius 4,54 155 A8 IV + A5
ξ 37 4,54
4οο 35 4,60
ι 21 Asellus Secundus 4,75 97 A9 V + A2
ω 41 4,80
4AA 4,80
4dd 12 4,82
4ii 44 4,83
4ee 6 4,92
4cc 45 4,93
2ν2 53 4,98
1ν1 53 5,04
φ 54 Ceginus 5,25
4hh 38 Merga, Marrha, Falx Italica 5,7 160 F6 IVs

Arktur (α Bootis) ist der hellste Stern des Nordhimmels und der dritthellste Stern, den man am Himmel sehen kann. Er ist ein Roter Riese der Spektralklasse K2 mit dem 30fachen Durchmesser unserer Sonne. Mit einer Entfernung von 36,7 Lichtjahren ist er der nächstgelegene Riesenstern. Seine hohe Eigenbewegung von 2,28 Bogensekunden pro Jahr wurde von Edmond Halley entdeckt.
Der Name Arktur leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie „Jäger, der die Bärin im Auge behält“. Der arabische Name Haris el sema bedeutet „Herrscher des Himmels“.

Die Sterne θ ι und κ Bootis tragen die lateinischen Namen Asellus Primus, Secundus und Tertius, was erster, zweiter und dritter Esel heißt.

λ Bootis (Lambda Bootis, HR 5351) ist der Prototyp einer Klasse von Sternen, den Lambda-Bootis-Sternen, mit einer speziellen chemischen Zusammensetzung ihrer Oberfläche und wurde bereits 1943 von William W. Morgan, Philip C. Keenan und Edith Kellman in ihrem „Atlas of Stellar Spectra“ beschrieben. Diese ist sehr arm an manchen Metallen und weist die gleiche Elementhäufigkeit auf wie das sie umgebende interstellare Gas. Als Grund dafür wird angesehen, dass der Stern beim Durchqueren staubreicher Gebiete durch seinen Strahlungsdruck interstellaren Staub vor sich herschiebt und interstellares Gas aufsammelt.[8]

Doppelsterne

System
m
Abstand
ε 2,5 / 4,9 2,8"
δ 3,5 / 7,8 105"
η 4,3 / 7,1 / 7,8 108"
ζ 4,5 / 4,6 0,7"
2κ2 4,5 / 6,7 13,6"
τ 4,5 / 11,0 14,4"
ξ 4,7 / 7,0 6,0"
ι 4,8 / 7,7 38,5"
π 4,9 / 5,8 5,5"
ξ 4,8 / 6,9 6,6"
ν 4,98 / 5,04 14’
44444 5,1 / 7,0 2,2"
43939 6,2 / 6,8 2,8"

Im Bärenhüter findet man eine ganze Reihe von Mehrfachsternen.

ε Bootis ist ein Doppelstern in 150 Lichtjahren Entfernung. Im Teleskop sieht man einen tiefgelben, hellen Stern, der von einem bläulichen Stern begleitet wird. Dieses Doppelsternsystem wird oft als eines der schönsten bezeichnet.
Der arabische Name Izar bedeutet „Gürtel“, der lateinische Name Pulcherrima die „Wunderschöne“.

η Bootis ist ein Dreifachsystem in 55 Lichtjahren Entfernung. Zwei der Sterne kann man bereits mit einem Prismenfernglas trennen. Im Teleskop erkennt man bei der lichtschwächeren Komponente noch einen weiteren Begleiter.
Die Herkunft des Namens Muphrid ist nicht geklärt.

ι Bootis ist ein Dreifachsystem in einer Entfernung von 100 Lichtjahren. Die beiden hellsten Sterne können ebenfalls mit einem Fernglas in Einzelsterne aufgelöst werden. Der lichtschwächere Begleiter ist zudem noch ein veränderlicher Stern (s.u.)

Die Sterne ν1 und ν2 Bootis stehen mit 14 Bogenminuten so weit auseinander, dass sie bereits mit bloßem Auge getrennt werden können.

Veränderliche Sterne

Objekt m Periode Typ
W 4,7 bis 5,4 30 bis 450 Tage halbregelmäßig
ι 6,5 bis 7,1 0,2678 Tage Bedeckungsveränderlicher

W Bootis ist ein halbregelmäßig veränderlicher Stern in 400 Lichtjahren Entfernung. Seine Helligkeit schwankt in einem Zeitraum von 30 bis 450 Tagen zwischen 4,7 und 5,4m.

ι Bootis ist ein bedeckungsveränderlicher Stern vom Typ Beta Lyrae. Dies sind enge Doppelsternsysteme in einer Frühphase ihrer Entwicklung, bei denen das Gas eines aufgeblähten Hauptsterns auf die Akkretionsscheibe eines Begleitsterns strömt und diesen periodisch verdunkelt.

Messier- und NGC-Objekte

NGC m Typ
5248 10,1 Galaxie
5466 8,0 Kugelsternhaufen
5966 12,2 Galaxie

Obwohl der Bärenhüter sehr ausgedehnt ist, enthält er nur wenige auffällige Sternhaufen, Gasnebel oder Galaxien.

NGC 5466 ist ein Kugelsternhaufen in 50.000 Lichtjahre Entfernung. Zu seiner Beobachtung benötigt man ein lichtstarkes Fernglas oder Teleskop.

Planetensysteme

Bislang wurden in diesem Sternbild 4 Planetensysteme identifiziert:

  • BD+36°2593 mit dem Planeten HAT-P-4b (Umlaufperiode 3,06 d)
  • Tau Bootis mit dem Planeten Tau Bootis A b (Umlaufperiode 3,31 d)
  • HD 128311 mit 2 Planeten (459 bzw. 928 d)
  • HD 132406 mit dem Planeten HD 132406 b (Umlaufperiode 974 d)

Unbekannte Objekte

Am 21. Februar 2006 leuchtete im Sternbild Bootes in Richtung des Galaxienhaufens Cl1432.5+3332.8 für rund 200 Tage ein neues Objekt auf. Astronomen von der University of California in Berkeley suchten in dieser Gegend gerade mit dem Hubble-Weltraumteleskop nach Supernovae, als sie auf das Objekt aufmerksam wurden. Allerdings stimmten weder das aufgenommene Spektrum noch die Lichtkurve (also die Änderung der Helligkeit mit der Zeit) mit bisher bekannten Supernovatypen, Gravitationslinsen-Effekten oder anderen bekannten Objekten überein. Auch die Entfernung konnte nur sehr unzureichend anhand der nicht feststellbaren Bewegung des Objektes und des Spektrums auf zwischen 130 und 11 Milliarden Lichtjahren eingegrenzt werden.[9]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Sternbild Bärenhüter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pons, Wörterbuch Deutsch-Latein: Bootes, Arctophylax
  2. Karl Ernst Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch: Bootes, Arctophylax, custos
  3. Charlton T. Lewis & Charles Short, A Latin Dictionary: Bootes, Arctophylax
  4. Drehbare Sternenkarte, KOSMOS
  5. Artikel im DLF http://www.deutschlandfunk.de/bootes-der-rinderhirte.732.de.html?dram:article_id=106606
  6. Antike und mittelalterliche Autoren verwenden u. a. die Namen {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value), Boōtēs / lat. Bootes (siehe z. B. Homer, Od. e, 272; Arat, 91/93 / fr. 16, 1–2 = Cicero, De natura deorum 2, 42, 109: Arctophylax, vulgo qui dicitur esse Bootes, / quod quasi temone adiunctam prae se quatit Arctum. Ovid, Met. 10, 450; Ovid, Fasti 2, 1, 152–192 (153: Custodem protinus Ursae / Adspicies geminos exscruisse pedes (denn das Sternbild geht „liegend“ dergestalt auf, dass die Beine schnell hinterhereinander aufscheinen), bes. 191; 3, 403–406 (... sive est Arctophylax, sive est piger ille Bootes...); 5, 733 (Auferat ex oculis veniens aurora Booten); 6, 235f. Ovid, Phaenomena 91–95, 579–585, 721–723.)), weil als Führer des großen Wagens vorgestellt (gr. βοῦς bous, lat. bos = Ochse), er treibe die sieben Ziehochsen (die Sterne unseres Großen Wagens, nach Varro „septem triones“) alle 24 Stunden um den Himmelspol; gr. Ἀρκτοφύλαξ Arktophýlax / lat. Arctophylax, weil als Führer (φύλαξ phylax: Wächter) des großen Bären (gr. ἄρκτος = Bär; gr. Ἄρκτος / lat. Arctos, Arctus = (großer) Bär) vorgestellt, daher auch Custos (Ursae) (siehe z. B. Ovid, Trist. 1, 10, 15: Custos Ursae; Vitruv 9, 4: Custos; Seneca, Thy. 874: custos sui tardus plaustri.) Gelegentlich wurde auch lat. Arcturus (von gr. Ἀρκτοῦρος, von οὖρος ourus = Wächter) für das Sternbild gebraucht. (Gebräuchlicher, insb. später, ist die Verwendung (nur) für den Namen des hellsten Sterns (im linken „Knie“ des Sternbilds). Bei Hesiod, Erg. 566, 610 ist die Referenz (Stern oder Sternbild) unklar.)

  7. Catherine Tennant: Sternstunden. Ein praktischer Führer durch den Nachthimmel und seine Mythen, Wunderlich/Rowohlt 1994
  8. Sterne und Weltraum, April 2006 : Lambda-Bootis-Sterne - Staubsauger des interstellaren Mediums
  9. Das Bootes-Rätsel (Memento vom 9. Juni 2009 im Internet Archive)

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