Agnes Pockels

Agnes Pockels

Agnes Pockels
Agnes Pockels, Porträtgemälde um 1892

Agnes Luise Wilhelmine Pockels (* 14. Februar 1862 in Venedig; † 21. November 1935 in Braunschweig) war eine deutsche Physikochemikerin. Ihr wurde als erster Frau die Ehrendoktorwürde Dr. Ing. h. c. verliehen.

Leben und Werk

Agnes Pockels war das erste Kind von Theodor Pockels (1830–1906) und Alwine Becker (1838–1914).[1] Drei Jahre später kam ihr Bruder Friedrich Pockels zur Welt. Die Offizierstochter besuchte die Städtische Oberschule für Mädchen in Braunschweig. Sie verzichtete auf ein Studium, um häusliche Tätigkeiten sowie die Pflege ihrer Eltern zu übernehmen, welche nach Aufenthalten in Malaria-Gebieten Italiens gesundheitlich angeschlagen waren. Dennoch entdeckte die naturwissenschaftlich interessierte Pockels als Autodidaktin bedeutende Grundlagen auf dem Gebiet der Ober- und Grenzflächenspannung. 1882 erfand sie die noch heute benutzte „Schieberinne“ zur Untersuchung von Oberflächen von Flüssigkeiten.[2]

Da ihre Forschungsergebnisse von deutschen Wissenschaftlern zunächst missachtet wurden, teilte sie diese 1891 dem englischen Physiker und späteren Nobelpreisträger John William Strutt, 3. Baron Rayleigh mit, der für deren sofortige Veröffentlichung (etwa im Fachblatt Nature) sorgte, was Pockels und ihre Arbeit in Deutschland umgehend bekannt machte. Am Physikalischen Institut in Braunschweig erhielt sie daraufhin Arbeitsmöglichkeiten und ferner Einladungen aus weiteren Städten.

Ehrungen und Würdigungen

Am 27. Januar 1932 wurde Pockels von der Technischen Hochschule Braunschweig für ihre bahnbrechenden Forschungen zur Oberflächenchemie als erster Frau die Ehrendoktorwürde Dr. Ing. h. c. verliehen.

In München-Moosach ist der Agnes-Pockels-Bogen,[2] in Hanau-Wolfgang sowie in Hilden (NRW) sind Straßen nach Agnes Pockels benannt.

Seit 1992 verleiht die Technische Universität Braunschweig die Agnes-Pockels-Medaille. Am dortigen Institut für Chemie gibt es das Agnes-Pockels-Labor für Schüler.

Das Exzellenzcluster Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems (livMatS) an der Universität Freiburg verleiht Agnes Pockels-Stipendien an herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen, um deren Forschung zu fördern.[3]

Literatur

  • Arbeitskreis Andere Geschichte (Hrsg.): Braunschweiger Frauen. Gestern und Heute. Sechs Spaziergänge. Braunschweig 2002, ISBN 3-929778-08-4, S. 111–112.
  • Gabriele Armenat (Hrsg.): Frauen aus Braunschweig. Stadtbibliothek, Braunschweig 1991, S. 81–85 OCLC 64263113.
  • Gabriele Beisswanger: Agnes Pockels (1862–1935) und die Oberflächenchemie, in: Chemie in unserer Zeit 1991, 25, 97–101; doi:10.1002/ciuz.19910250206.
  • Gabriele Beisswanger: Pockels, Agnes Luise Wilhelmine. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 555 (Digitalisat).
  • Regina Blume: Agnes Luise Wilhelmine Pockels (1862–1935). Physiker (sic!) und Chemikerin. In: Arbeitskreis Andere Geschichte (Hrsg.): Braunschweiger Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. döringDRUCK, Braunschweig 2012. ISBN 978-3-925268-42-7, S. 188–191.
  • Norman-Mathias Pingel: Pockels, Agnes. In: Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/3926701145 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  • Birgit Pohl: Pockels, Agnes Wilhelme Luise, Dr. In: Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon – 19. und 20. Jahrhundert. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 462–463.

Weblinks

Commons: Agnes Pockels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsche Biographie: Pockels, Agnes - Deutsche Biographie. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  2. 2,0 2,1 Süddeutsche Zeitung: Erinnerung im Vorbeigehen. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  3. Das Exzellenzcluster Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems (livMatS): Agnes Pockels Junior Research Group Program. Abgerufen am 10. August 2021 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).